Ein Sieg, Marke Alba

Nach dem gestrigen 88:86 über Vizemeister Bonn geht Titelverteidiger Alba Berlin als Nummer 1 in die Basketball-Play-offs  ■ Von Matti Lieske

Berlin (taz) – Die Schlußsekunden des gestrigen Bundesligaspiels gegen Baskets Bonn waren typisch für Alba Berlin in dieser Saison. Mit einem Dreipunktewurf hatte Sinisa Kelecevic die Gäste 86:85 in Führung gebracht und den Berlinern blieben genau 3,2 Sekunden, um das Match doch noch zu gewinnen. Über Harnisch kam der Ball zu Wassili Karassew, der verdribbelte sich kurz an der Mittellinie, bekam den Ball doch wieder in den Griff und warf fast mit der Schlußsirene. In einem schönen Bogen flog die orangefarbene Kugel in den Korb – 88:86, ein weiterer jener knappen Siege, für die der Titelverteidiger dieses Jahr europaweit berüchtigt ist.

Damit sicherte sich Alba den ersten Platz in der Hauptrunde, der Heimvorteil bis zum Final-Play-off garantiert. Erster Gegner ist am kommenden Sonntag Bayer Leverkusen. Bonn bekommt es mit dem SSV Ulm zu tun.

Für die Berliner war das wichtige Bundesligaspiel gegen Bonn eine knifflige Angelegenheit, lag es doch nur vier Tage vor einem noch wichtigeren Match. Am Donnerstag kommt Paok Saloniki zum entscheidenden Europaliga-Achtelfinale in die Max-Schmeling-Halle. Sollte Alba gewinnen, trennt das Team mit dem Viertelfinale gegen AEK Athen nur noch eine einzige, durchaus lösbare Aufgabe von jenem Ereignis, zu dem die Basketballteams Europas so begierig streben wie die Artusritter zum Heiligen Gral: dem Final-Four-Turnier, das in diesem Jahr in Barcelona stattfindet.

„Das wichtigste Saisonziel ist die Verteidigung der Meisterschaft“, hatte Svetislav Pesic stets unumstößlich betont, doch gestern dürfte auch der Alba-Coach ins Grübeln geraten sein. Die Frage hieß, ob man nach den beiden kraftraubenden Partien der vergangenen Woche gegen Saloniki tatsächlich mit voller Intensität zu Werke gehen sollte oder nicht wenigstens jene Spieler ein wenig schonen könnte, die sich zuletzt mit Verletzungen plagten: Harnisch, Welp, Karassew.

Pesic blieb sich treu. Seine Leistungsträger Henning Harnisch, Wendell Alexis und Wassili Karassew durften nur selten auf der Bank Platz nehmen und trugen in der zweiten Halbzeit maßgeblich dazu bei, daß ein bedenklicher Rückstand von 15 Punkten Stück für Stück abgebaut werden konnte. „Wenn wir gegen Saloniki so gute Defense spielen und auf dem ganzen Feld richtig beißen, wie heute in der zweiten Halbzeit, dann gewinnen wir. Da bin ich sicher“, sagte Pesic zufrieden.

Beide Trainer machten kein Geheimnis daraus, daß sie damit rechnen, im Finale erneut aufeinanderzutreffen. Pesic sprach von den „beiden besten Teams in Deutschland“, und Bonns Coach Bruno Soce wies stolz darauf hin, daß seine Mannschaft trotz der Verletzungen von Kelecevic und Eric Taylor „fest Zweiter“ sei.

7.500 kamen gestern, und so haben rund 74.500 Zuschauer die Alba-Vorrunde gesehen. Mit durchschnittlich 5.700 Fans wurde der Vorjahrsschnitt (5.268) noch übertroffen. Auf Platz zwei der Zuschauertabelle rangiert bereits Bonn mit 40.450 (Schnitt: 3.111).

Im letzten Jahr noch ganz knapp in die Play-offs gerutscht und sensationell Vizemeister, haben sich die Bonner inzwischen an der Spitze etabliert und sind, laut Pesic, „als Mannschaft besser als Barcelona oder Kinder Bologna“, Europas mit Superstars gespickte Spitzenteams.

Gegen die hat Alba in diesem Jahr auch gewonnen, und so verwundert es nicht, daß Svetislav Pesic den Bundesliga-Play-offs voller Optimismus entgegensieht, obwohl es „überhaupt nicht einfach“ werde. „Wir haben die harten letzten sieben Monate überlebt“, sagte der Coach gestern, „und ich glaube, daß wir die nächsten zwei Monate auch überleben.“ Vielleicht sogar in der Europaliga.

Das Play-off-Viertelfinale (Beginn: 13. März):

Alba Berlin – Bayer Leverkusen

Baskets Bonn – SSV Ulm

TTL Bamberg – SG Braunschweig

TVG Trier – TV Rhöndorf