Verkehrte Forschung

■ Umweltsenator: HEW sollen sich nicht mehr an Reaktor-Entwicklung beteiligen

Die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) sollen sich nicht weiter an der Erforschung neuer Atomreaktoren beteiligen. Das fordern die Hamburger GAL-Fraktion und Umweltsenator Alexander Porschke (GAL). Im Stromkonzern herrschen derweil strahlende Gesichter vor: Das AKW Brunsbüttel hat mit 16 Monaten Dauerbetrieb einen neuen Rekord aufgestellt.

Der Brunsbütteler Meiler ist zur Zeit für eine sogenannte Revision abgeschaltet. In den kommenden Wochen werden die Brennstäbe des Reaktors getauscht. Der Stillstand der Anlage wird auch genutzt, um Überprüfungen vorzunehmen, die während des Betriebes nicht möglich sind, zum Beispiel am Reaktordruckbehälter.

Die Revision erfolgt in der Regel mindestens einmal im Jahr. Ihr Turnus ist jedoch nicht festgeschrieben. Die Aufsichtsbehörde, das Kieler Energieministerium, richtet sich üblicherweise nach den Vorschlägen der AKW-Betreiber.

Die HEW sind zur Zeit – trotz satzungsgemäßer Verpflichtung zum Atomausstieg – an drei Forschungsprojekten zur Entwicklung neuer Reaktoren beteiligt. Das geht aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage des GAL-Bürgerschaftsabgeordneten Lutz Jobs hervor. Die Kosten werden über die Stromtarife auf Privathaushalte und kleine Betriebe umgelegt. Die Höhe der Kosten geben die HEW unter Berufung auf Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse nicht an.

Der frühere SPD/Statt-Senat hatte die HEW-Forschungsbeteiligung damit begründet, daß die Ergebnisse auch genutzt werden könnten, um das Sicherheitsniveau bestehender Anlagen zu erhöhen. Welche Erkenntnisse dieser Art „bis heute angefallen“und „in den laufenden AKWs angewandt wurden“, wollte Jobs vom rot-grünen Senat erfahren. Antwort: „Die Übertragbarkeit von Erkenntnissen auf die vorhandenen Anlagen kann sinnvoll erst nach Abschluß der Projekte beurteilt werden.“

Umweltsenator Porschke, Aufsichtsratsmitglied des Konzerns, hat derweil in einem Brief an den Vorstand Zweifel angemeldet, ob die Forschungsbeteiligung mit der HEW-Satzung vereinbar ist. Das Thema steht auf der Tagesordnung für die nächste Aufsichtsratssitzung im Mai. Achim Fischer