„Selbst enge Freunde hatten gewarnt“

■ Nach seiner Niederlage bei der Wahl der Bundestagskandidaten droht der FDP-Landesvorsitzende Martin Matz mit dem Rücktritt

Nach der empfindlichen Schlappe bei der Wahl der FDP- BundestagskandidatInnen am Wochenende erwägt der Landesvorsitzende der Liberalen, Martin Matz, nun, von seinem Amt zurückzutreten. „Ich lasse mich nicht von Durchhalteparolen beeindrucken“, betonte Matz, „die Partei hat mir das Vertrauen nicht ausgesprochen.“ Bis morgen wolle er sich nun beraten, sagte der Landesvorsitzende gestern, dann will er entscheiden, ob er auf das Amt verzichtet: „Ich suche einen politischen Ausweg aus der Situation, aber ich klebe nicht an meinem Stuhl.“

Schon vor dem Parteitag habe sich gezeigt, so Matz, daß er sich seiner Mehrheit im Landesvorstand nicht mehr sicher sein könne. Sowohl in der Frage der Masseneintritte von StudentInnen als auch bei parteiinternen Auseinandersetzungen mit den Nationalliberalen sei er überstimmt worden. Matz: „Das waren für mich Alarmsignale, ich mußte die Vertrauensfrage stellen.“

Nachdem Matz im Kampf um den aussichtslosen dritten Listenplatz für den Bundestag gegen den Sozialliberalen Peter Tiedt unterlegen war, warnen Matz' Parteifreunde ihn jedoch davor, die Sache zu hoch zu hängen. „Die Entscheidung für Tiedt und gegen Matz hatte rein gar nichts mit dem Vertrauen zu Martin Matz zu tun“, unterstrich die frühere Landesvorsitzende Carola von Braun, die am Sonntag auf Platz zwei der Landesliste gewählt wurde. „Von links bis rechts, selbst seine engsten Freunde haben Martin Matz davor gewarnt, für diesen Listenplatz zu kandidieren“, sagte von Braun, „er hat einfach ein paar politische Grundregeln nicht eingehalten.“

Peter Tiedt betonte: „Seit August vergangenen Jahres hat die Partei Martin Matz signalisiert: ,Wir werden dir nicht folgen, wenn du in den Bundestag willst.‘“ In der prekären Lage der FDP, die mit etwa 2,5 Prozent vom Einzug ins Abgeordnetenhaus weit entfernt ist, verlange die Partei vom Landesvorsitzenden, daß er sich ganz auf Berlin konzentriere. „Sein Job ist es, die FDP 1999 wieder ins Abgeordnetnhaus zu führen“, stellte der ehemalige parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Jürgen Biederbick, fest, „deshalb hat man ihm am Wochenende die gelbe Karte gezeigt.“

Auf die Ankündigung von Matz, einen Rücktritt in Erwägung zu ziehen, reagierten die FreidemokratInnen indes mit Beunruhigung. „Jetzt sind alle sehr besorgt“, meint von Braun. Sie hoffe nicht, daß Matz zurücktrete, allerdings sei die Situation durch die Vertrauensfrage schwierig. Tiedt bekräftigte, daß er auch weiterhin Matz politisch unterstütze, dies habe nie in Frage gestanden. Auch wenn die Parteirechten die Wahl genutzt hätten, um mit Stimmen für ihn, Tiedt, Matz zu ärgern, gebe es keine neuen Bündnisse zwischen links und rechts. „Eine Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse hat nicht stattgefunden“, so Tiedt, „ich will, daß Matz jetzt seinen Job in Berlin macht.“ Barbara Junge