„Herr Franz, ich will helfen“

■ An den Schulen im Bremer Osten demonstrierten gestern Eltern, Lehrer und Kinder für den Verbleib ihrer Hausmeister und Reinigungsfrauen

„Wir lassen unseren Hausmeister nicht los“, zeigten gestern die SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen im Schulzentrum an der Graubündener Straße ihre Muskeln. Ab Juni nämlich sollen die Hausmeister künftig nicht mehr nur für 'ihre' Schule verantwortlich sein, sondern in großen Pools zusammengefaßt werden.

Zumindest symbolisch setzten sich die SchülerInnen gestern erfolgreich gegen diesen Senatsbeschluß zur Wehr. Auf dem Hof ihres Schulzentrums überwältigten sie ihren Hausmeister, umwinkelten ihn mit einem großen Seil und spielten mit als Senatoren verkleideten Kids Tauziehen um ihren Hausmeister. Der 53jährige ließ sich die Sache gefallen. Denn „natürlich“würde auch er lieber an 'seiner' Schule bleiben, statt zwischen verschiedenen Liegenschaften im Bremer Osten hin und her zu pendeln, und morgens in der Grundschule den Kakao verteilen, mittags im nahegelegenen Schulzentrum das Reinigungspersonal einteilen und nachmittags dreieinhalb Ecken weiter die Birnen in der Kita auswechseln.

An fünf Schulen in Bremen Ost demonstrierte deshalb die vereinigte Schulschaft für ihren Pedell. Der soll doch bitte das zerschlagene Fenster des Klassenraums gleich auswechseln, wenn der Ball durchgeflogenen ist. Aufgerufen hatte die Schulsprecherin der Grundschule in der Düsseldorfer Straße Lizzie Most-Werbeck. Die ist – als Mutter von vier Kindern – eine alte Häsin: „Wer soll denn die Schlösser auseinanderpopeln, wenn die mit Sekundenkleber zusammengeklebt sind?“, fragt sie aus ihrer neunjährigen Elternsprecher-Erfahrung. Sie nennt sowas heute „Vandalismus“– als ihr erstes Kind in die Schule kam, wäre das noch ein „Schülerstreich“gewesen.

Hausmeister, darin ist sie sich mit der Schulsekretärin Antje Görbnick einig, haben auch eine soziale Aufgabe. „Heute kommen die Kinder zu Herrn Franz und sagen, Herr Franz, kann ich was helfen?“erzählt sie. Zum Teil häufiger als es ihm lieb sei. Das bestreitet Herr Franz. Seine Arbeit mit den Kindern und Eltern in der Schulhof AG, die würde ihm fehlen, wenn er ab Juni in den Hausmeister-Pool muß: „Genau das läßt sich dann doch nicht mehr machen.“

Denn nach McKinsey soll es nicht mehr um Betreuung einer schulischen Ganzheit gehen, sondern um Reinigungsflächen. Ein Hausmeister pro 8-12 Tausend Quadratmeter Innenraum. Der Schulhof hingegen, auf dem die Kinder ihrem Herrn Franz gestern einen Rettungsring für das künftige Leben im „Pool“überwarfen, spielt bei McKinsey keine Rolle. ritz