ÖTV-Chefin gewählt

■ Susanne Stumpenhusen steht an der Spitze von Berlins größter Gewerkschaft

Die Delegierten der Gewerkschaft ÖTV setzten gestern ein Zeichen für Modernität. Sie wählten auf Empfehlung des Bezirksvorstands die 43jährige Susanne Stumpenhusen zur neuen Vorsitzenden der mitgliederstärksten Gewerkschaft der Stadt. Stumpenhusen bekam 84 Stimmen, während Uwe Scharf nur 47 Delegierte hinter sich bringen konnte.

Die Politologin und Soziologin Stumpenhusen leitete zuletzt den Bereich Wissenschaft und Forschung des ÖTV-Bezirks Berlin, weshalb sie unter anderem von Beschäftigten der Hochschulen nominiert worden war.

Den früheren Gesamtpersonalratschef der Wasserbetriebe, Uwe Scharf, hatten vornehmlich MitarbeiterInnen der landeseigenen Betriebe vorgeschlagen. Scharf bleibt wie bisher Stellvertreter. Pressesprecher Ernst-Otto Kock wurde als weiterer Stellvertreter gewählt.

Stumpenhusen schließt Arbeitszeitverkürzung ohne vollen Lohnausgleich als Mittel, neue Jobs in der öffentlichen Verwaltung zu schaffen, nicht aus. „Es gibt Gruppen, die auf Einkommensverzuwachs verzichten können“, sagte sie. Die Arbeitgeber blockierten diesen Weg jedoch, da sie keine tarifliche Vereinbarung über neue Arbeitsplätze abschließen wollten.

Die Gründung der geplanten Dienstleistungsgewerkschaft aus ÖTV, DAG, HBV und anderen Organisationen will Stumpenhusen demokratischer gestalten. „Bisher haben die Mitglieder davon aus der Zeitung erfahren“, bemängelt sie die Fusionseuphorie der Vorstände.

Einen Schwerpunkt will die gebürtige Niedersächsin darauf legen, mehr Jugendliche für die Gewerkschaft zu interessieren. Stumpenhusen tritt die Nachfolge von Kurt Lange an, der als Arbeitsdirektor zur Bewag wechselte. Hannes Koch