Das Portrait
: Von der Filmsatire zum Dudelsender

■ Ulrich Schamoni

Mit einem großen Showdown, so wie es die Stars in Hollywood gern inszenieren, konnte Ulrich Schamoni nicht abtreten. Der Abgang des Berliner Filmregisseurs von der Medienbühne kam eher einer leisen Abblende gleich – mit kurzen Lichteffekten wohlgemerkt. 1987 hatte Schamoni sich mit dem hauptstädtischen Dudelsender „Hundert,6“ lauthals ins mediale Privatgeschäft vorgewagt und war daran kläglich gescheitert. Wenig später erschien sein typisches Grinsen im nicht weniger mediokren Sender „1A“. Doch auch dort verließ den zur Funk- und Fernsehwelt mutierten Filmemacher bald das Glück. Weil die Quoten nicht stimmten, schickte man ihn Anfang der 90er Jahre aufs Nebengleis. Ins Rampenlicht durfte er nicht mehr zurück. Gestern starb Ulrich Schamoni, 58 Jahre alt, nach langer Krankheit.

Schamoni hat sich bis zuletzt als „Filmfreak“ bezeichnet. Doch was noch als Programm klingen sollte, war tatsächlich Mitte der 70er Jahre längst abgehakt. Der Filmfreak Schamoni, der mit den jungen Wilden des neuen deutschen Films 1962 im „Oberhausener Manifest“ die Sissi- und Heimatfilmwelle aus den Lichtspielhäusern jagte, war längst – wie viele der einstigen deutschen Kinorevoluzzer – zur Mattscheibe konvertiert. Mit Wolfgang Menge produzierte er Fernsehshows und startete 1984 den Fünfteiler „Preußen, so lebten sie alle Tage“.

Dabei hatte Schamoni als Filmemacher nicht wenig Erfolg. Sein erster Spielfilm „Es“ (1965), eine locker erzählte Beziehungskiste über die Generation der Vor-68er, brachte ihm den Bundesfilmpreis ein. Schamonis Stil, Geschichten leicht erzählen und zugleich die flirrende Atmosphäre der Zeit abbilden zu können, kopierte May Spils ebenso wie Wolf Gremm. Ideologisch beinahe unbedarft, bildeten sie auf ihre Weise damals liebenswürdige Satiren der bürgerlichen Gesellschaft ab. Politisch positionieren wollte sich Schamoni nie. „Chapeau Claque“ (1974) oder „Wir – Zwei“ (1970) erzählen eher vom Innenleben der Protagonisten; nicht vom Straßenkampf. Als er 1980 den Film „Das Traumhaus“ drehte, die Geschichte von Jugendlichen, die eine alte Villa besetzen und diese vor dem Abriß retten, glaubte die Kritik dennoch an ein Comeback des Alt-62ers. Daß aus dem Filmfreak nichts mehr wurde, ist dem Fernsehen und der Resignation geschuldet. rola