■ Die Anderen
: "Maariv" zu Netanjahu nach dessen Europa-Reise / "Al-Kuds" zu den immer neuen "Friedensinitiativen" von Netanjahu / "Standard" zum Image des SPD-Kanzlerkandidaten Schröder

Die israelische Zeitung „Maariv“ kommentiert den Stand des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu nach dessen Europa-Reise: Möglicherweise wird (Palästinenserpräsident Jassir) Arafat noch in dieser Woche den Bitten Netanjahus nach einem Treffen mit ihm nachgeben. Einen langen Weg hat der israelische Regierungschef hinter sich gelegt, seit der Zeit, als er sich noch weigerte, den Chef der palästinensischen Autonomiebehörde zu treffen: Heute sucht er einen „Brautzeugen“, der Arafat an den Verhandlungstisch zurückbringen kann.

Die Reise durch vier europäische Hauptstädte hat nur die internationale Isolation Netanjahus bewiesen. Weder in Spanien noch in Deutschland, Großbritannien oder Norwegen ist er auf offene Ohren gestoßen. Alle haben ihm zu verstehen gegeben, daß sie ihn für das Stocken des Friedensprozesses verantwortlich machen. Es entsteht der Eindruck, daß Netanjahu heute einsamer ist als Neil Armstrong, als er auf dem Mond landete.

Die in Ost-Jerusalem erscheinende palästinensische Tageszeitung „Al-Kuds“ kommentiert immer neue „Friedensinitiativen“ von Netanjahu: Es ist schon zu einer Gewohnheit geworden, daß die israelische Regierung jedesmal einen mysteriösen Friedenplan ohne konkrete Schritte vorschlägt, sobald es Anzeichen dafür gibt, daß eine der internationalen Kräfte eine ernsthafte Friedensinitiative vorschlagen will. Damit will Israel jeden Vermittlungsversuch unterdrücken, der nicht mit den politischen Plänen Israels übereinstimmt.

Der israelische „Vier-Punkte-Plan“ kam nach Berichten, daß Europa eine neue Initiative plant, die bald von Großbritanniens Premier Tony Blair präsentiert werden soll. Angesichts all dieser Schritte ist es kein Wunder, daß die Palästinenser Israel gegenüber mißtrauisch sind, das alles versucht, sich vor der Umsetzung unterzeichneter Verträge zu drücken. Das wahre Problem ist nicht der Mangel an Friedensinitiativen, sondern die israelische Weigerung, die bestehenden Verträge umzusetzen.

Zum Image des SPD-Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder schreibt der Wiener „Standard“: Schröder will keine radikalen Veränderungen in Deutschland, er will offensichtlich einfach der bessere, modernere Kohl sein, ein Bundeskanzler, der agil, kompromißbereit und durchsetzungskräftig ist. Schröder kann das erreichen, was Tony Blair in Großbritannien oder Bill Clinton in den USA so gut gelungen ist. Sie schafften es, versteinerte Strukturen und Rituale aufzubrechen, die vorher vom Volk zwar mit Unbehagen, aber quasi als gottgegeben hingenommen wurden. Und beide werden von einer Woge der Sympathie im Land getragen, die Widerspruch von vornherein fast ausschließt. Schröder ist auf dem besten Weg dorthin.