Volkswagen prescht los

■ Der VW-Konzern erzielt mit verdoppeltem Gewinn bestes Ergebnis der Firmengeschichte

Berlin (taz/rtr) – Nach dem Rekordbußgeld von EU-Kommissar van Miert und Gerüchten von der Konkurrenz aus Rüsselsheim über kippende Golfs hat der Volkswagen-Konzern jetzt endlich Grund zum Lachen: Mit 1,36 Milliarden Mark wurde der Konzerngewinn nach Steuern 1997 im Vergleich zu 1996 verdoppelt. Das ist das beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte. Der Umsatz stieg um 13,1 Prozent auf gut 113 Milliarden Mark. Die Volkswagen AG, das Flaggschiff des Konzerns, konnte seinen Gewinn immerhin um 53,3 Prozent auf 966 Millionen Mark steigern.

Die Produktion des VW-Konzerns, zu dem auch Audi, Seat und Skoda gehören, wuchs um knapp acht Prozent auf 4,29 Millionen Fahrzeuge. Fast ebenso viele Autos konnte VW weltweit auch verkaufen – nämlich 4,25 Millionen. Das sind 6,4 Prozent mehr als 1996.

Für die Aktionäre fallen nach diesem Rekordergebnis nicht nur Krümel ab: Ihre Dividende soll laut VW-Vorstand um drei Mark je Aktie aufgestockt werden, so daß für Stammaktien zwölf und für Vorzugsaktien 13 Mark ausgeschüttet würden.

Die Frankfurter Börse verteilte prompt Streicheleinheiten an die Wolfsburger: Die VW-Aktie zog gestern um 62 auf 1.324 Mark an. Noch im Herbst hatte es statt dessen eine schallende Ohrfeige gesetzt, als der VW-Kurs nach Ankündigung einer Kapitalerhöhung von 300 Millionen Mark auf unter 1.000 Mark abgesackt waren. VW gab gestern bekannt, zunächst nur Aktien für 150 Millionen Mark auszugeben. Man wolle jetzt die Kommunikation mit den Finanzmärkten verstärken, sagte VW- Vorstand Klaus Kocks.

Nicht nur die Finanzen sind bei VW im letzten Jahr kräftig gewachsen. Weltweit wurden im Konzern 19.000 neue Arbeitnehmer eingestellt, davon 8.600 in Deutschland. Damit hat VW 1997 mehr neue Jobs als jedes andere deutsche Unternehmen geschaffen.

Die Absatzsteigerung fiel für VW nicht in allen Regionen gleich stark aus. Während der Zuwachs in Deutschland mit 3,9 Prozent und auf dem wichtigen brasilianischen mit 1,4 Prozent deutlich unter dem Jahresdurchschnitt blieb, betrug er in Nordamerika 13 Prozent und in der Region Asien-Pazifik 11,5 Prozent. „In China ist VW mit einem Marktanteil jenseits der 50 Prozent Marktführer“, sagt VW-Vorstand Klaus Kocks.

Mit diesem Rekordergebnis im Rücken fühlt sich die Volkswagen AG zu Höherem berufen. Bis zum Jahr 2003 will VW-Chef Ferdinand Piäch die Produktion auf 6 Millionen Fahrzeuge hochschrauben. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt der Konzern vor allem auf den neuen Kleinwagen Lupo und dessen 3-Liter-Version. Das gehe nur, wenn Lupo als attraktives Produkt und nicht als Sparauto ohne Eleganz verkauft werde, so Kocks. nbo