Monströses Beben

■ „The Future Sound Of Trash“: Mucus2 aus Heidelberg und die Hamburger TigerBeat spielen den Blues ohne Retro-Mätzchen

In Heidelberg trinkt man nicht dasselbe Bier wie in Memphis, und St. Pauli riecht kaum wie New Yorks Lower East Side. Egal. Mit Mucus2 (Foto) und TigerBeat spielen zwei deutsche Bands in dieser Stadt, die den Blues im Stil großer amerikanischer Vorbilder interpretieren. Jon Spencer, Hasil Adkins, Oblivians hängen schon mal als Heiligenbildchen über den Betten der Musiker, aber mit ihren furiosen R&B-Riffs zwirbeln sie sich übers pure Zitat hinaus.

So wie Mucus2 in „(Don't Wanna) Be Your Man“, in dem die Trompete free zur Attacke bläst. Überhaupt: Die Heidelberger bauen allerhand dolle Details in ihre Songs, agieren aber streng funktional. Ein monströses Beben löst diese Musik aus, die sich auch schon mal in Richtung frühe Beast Of Bourbon bewegt. Und natürlich laden Mucus2 in ihrem Bandinfo zum exzessiven Zigarettenkonsum ein. Kaum verwundern kann es, daß das Trio unlängst bei Crypt Records, der Zentrale für internationale Trashkultur, unterschrieben hat.

Das wäre auch die passende Adresse für TigerBeat, die ihre Kunst derzeit noch in Eigenregie unters Volk bringen. Auch für sie liegt in den Worten „Sex“und „Dirt“ein Glücksversprechen. Auch ihr Beat ist enorm – aber die Zitate werden als solche herausgestellt. Wobei Fragen der Hemdkragenbreite, wie sie von den Rock-Stylisten Urge Overkill debattiert werden, so wichtig sind wie das Thema Authen-tizität. Nicht umsonst schreit Frehn Mundial, der vermutlich eine prächtige Brustbehaarung besitzt, im Stil von Railroad Jerks Marcellus Hall, daß wir nicht mehr in den Achtzigern leben.

TigerBeat spielen auf originalen Gitarren, sind deshalb aber keineswegs retro. Mucus2 gehen einen Schritt weiter, betiteln ihre Single The Future Sound Of Trash. Und das ist kein Witz.

Christian Buß

Mucus2: Do, 12. März, 22.30, Golden Pudel Klub

TigerBeat: Mi, 17. März, 21 Uhr, Prinzenbar