Qualifizierung mit Krabben und Pommes frites in der Schule

■ In der Gesamtschule West kochen 15 ehemalige Sozialhilfeempfänger für Lehrer und Schüler /Nach der Qualifizierungsmaßnahme finden immerhin 50 Prozent einen Job

In seiner Heimat Afghanistan war Nori Khan Agha Dozent für Politik und Wirtschaft. Über Waffenverkäufe nach Afghanistan könnte er einen Vortrag halten, doch seine Deutschkenntnisse reichten nicht für eine Anstellung, als er vor sechs Jahren nach Deutschland kam. „Eine Zeitlang habe ich in verschiedenen Restaurants gearbeitet.“Dazwischen gab es immer wieder Phasen, in denen er auf Sozialhilfe angewiesen war. „Irgendwann hat mir das Sozialamt gesagt, ich soll mich bei der Werkstatt Bremen beraten lassen.“Was er auch tat.

Die Werkstatt Bremen sorgt für die Umsetzung des Programms „Arbeit statt Sozialhilfe“. 42 Millionen Mark werden in Bremen jährlich für Jobs ausgegeben, die einen Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt ermöglichen sollen. Der größte Batzen des Geldes geht für Lohnkostenzuschüsse drauf, 4,5 Millionen Mark bekommen die 120 verschiedenen Träger, die in Bremen solche Jobs einrichten und betreuen.

Einer der Träger ist die „CNR Gesellschaft zur Förderung von Arbeit gGmbH“. Sie betreut das „Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt für Küchenmitarbeiter in der Gemeinschaftsverpflegung“. Seit 1994 läuft das Programm, 44 Menschen sind seitdem in der Großküche der Gesamtschule West beschäftigt worden.

Derzeit bekochen 15 Männer und Frauen für die SchülerInnen und LehrerInnen der Gesamtschule. Rund hundert Essen werden täglich abgesetzt, in Zukunft sollen es bis zu 300 werden. Jetzt haben sich die Bedingungen für die Mitarbeiter verbessert: die Küche wurde komplett umgebaut und modernisiert. Ende letzten Jahres wurde sie übergeben.

Küchenleiter Gerhard Reitzner sorgt dafür, daß die Teilnehmer für einen zukünftigen Küchenjob qualifiziert werden. Auf dem Programm stehen neben dem konkreten Kochen von Pommes und Spinat-Krabben-Suppe auch theoretische Einlagen von „Lebensmittelhygiene“bis „Küchenorganisation“. „Morgens wird das gelernt, was mittags gekocht wird“, erklärt Christian Memmert von der CNR.

SozialpädagoginSusanne Sternberg kümmert sich um persönliche Probleme – viele der ehemaligen Sozialhilfeempfänger kommen mit Vorbelastungen in die Maßnahme: Die einen haben Alkoholprobleme, andere schieben Schuldenberge vor sich her. Die wenigsten haben dabei eine spezifische Ausbildung, wenn sie die Maßnahme beginnen.

Nach zwölf Monaten müssen sich die Mitarbeiter dann auf dem ersten Arbeitsmarkt behaupten. Der Erfolg scheint den Aufwand zu rechtfertigen: 44 Männer und Frauen haben seit Beginn des Programms 1994 die Maßnahme durchlaufen. Knapp die Hälfte fand danach eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt. Immerhin ein Drittel rutschte allerdings zurück in die Arbeitslosigkeit. cd