■ Filmstarts à la carte
: Ein makabres Experiment

Sinn für das Makabre beweisen zur Zeit die Programmgestalter des Babylon-Kinos und zeigen eine kleine Reihe von Filmen, die einen leicht frivolen Umgang mit dem Tod pflegen. Ein Großmeister auf diesem Gebiet war zweifellos Alfred Hitchcock – man denke nur an den unseligen Harry, dessen lebloser Körper in „The Trouble with Harry“ immer wieder in den unpassendsten Momenten auftaucht, oder an die Frauenleiche, die in „Frenzy“ genau an jener Stelle ans Themseufer gespült wird, an der gerade jemand eine feurige Rede gegen die Umweltverschmutzung hält.

In einer Truhe wird hingegen jener Verblichene deponiert, für den seine Mörder sogleich den „Cocktail für eine Leiche“ kredenzen: Zur Feier ihres sinnlosen und vermeintlich perfekten Mordes geben die Täter eine Party und bauen das kalte Buffet auf der vorläufigen Ruhestätte des langsam Erkaltenden auf. Um ihr „Kunstwerk“ abzurunden, haben sie perfiderweise nicht nur den Vater des Ermordeten und dessen Verlobte als Gäste geladen, sondern auch ihren ehemaligen Lehrer (James Stewart), der am Ende des Abends erkennen muß, daß seine seltsamen Theorien von intellektuellen Übermenschen, für die herkömmliche Moralgesetze nicht gelten, als Inspiration für den Mord herhalten mußten.

Bei „Cocktail für eine Leiche“ (1948) versuchte sich Hitchcock an einem gewagten Experiment: dem Spielfilm in einer einzigen Einstellung, falls man den Schnitt gleich nach dem Vorspann (von außen in die Wohnung der Mörder) nicht mitrechnet. Da die Handlung die Einheit von Ort und Zeit bewahrt, ließ der Regisseur bei der Aufnahme die zehnminütigen Filmrollen jeweils ohne Unterbrechung durchlaufen. Zum Ende und Anfang jeder Rolle diente ein direkt vor der Kamera stehender Akteur als eine Art Schwarzblende.

Der technische Aspekt des Films – die komplizierten Kamerabewegungen, die Veränderungen des Lichts über dem Modell der Skyline New Yorks – erscheinen denn auch letztlich interessanter als die reichlich theatrale Geschichte, in die Hitchcock jedoch zumindest eine wunderbare Suspense-Szene einbauen konnte: Während die Partygäste im Off über das Schicksal des „Verschwundenen“ mutmaßen, räumt die Haushälterin minutenlang unbemerkt das Buffet ab, um einen Stapel Bücher in die Truhe zurückzulegen.

Ob und wie die gute Frau am Öffnen des Möbelstücks gehindert wird, erfahren Sie... demnächst im Kino.

16./18.3. im Babylon-Mitte

Von keinem schlechten Gewissen geplagt wird auch jener junge Mann (Dennis Price), der dem Dahinscheiden seiner adeligen Verwandten (alle gespielt von Alec Guinness), die zwischen ihm und der Herzogswürde stehen, unsanft nachhilft. Robert Hamers in der edwardianischen Epoche angesiedelte Komödie „Adel verpflichtet“ gehört zu den Paradebeispielen britischen schwarzen Humors: Daß dem Herzogspaar Zwillinge geboren wurden, sei schon ein schwerer Schicksalsschlag gewesen, sinniert Price da einmal, „glücklicherweise“ habe aber kurz darauf eine Diphterieepidemie den Status quo wiederhergestellt und als „Bonus“ auch noch die Herzogin hinweggerafft.

Vor allem aber ist der junge Mann bemüht, seine Familie stilvoll ins Jenseits zu verabschieden – was nicht immer leichtfällt: „Es ist so schwierig, Leute auf elegante Weise umzubringen, zu denen man keine freundschaftlichen Beziehungen unterhält.“

14./15.3. im Babylon-Mitte Lars Penning

„Cocktail für eine Leiche“,

„Adel verpflichtet“,