Englischer Zigarettenkonzern plant „Joint light“

■ British American Tobacco überlegt, „Zigaretten eine fast unmerkliche Menge der Droge beizumischen“. Andere Hersteller haben bereits Markennamen wie „Marley“ registrieren lassen

Die Pläne liegen bereits in der Schublade: Sobald Cannabis legalisiert wird, kommt der größte britische Tabakkonzern mit einer Haschischzigarette auf den Markt. Das geht aus internen Papieren von British American Tobacco (BAT) hervor, die dem Observer in die Hände gefallen sind.

In dem BAT-Papier werden die „Gefahren für die Rauchgewohnheit“ analysiert und auf die „zweifellos bestehenden Möglichkeiten in der Entwicklung künftiger Produkte“ hingewiesen. Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß „Nikotin und Marihuana keine direkten Konkurrenten“ seien. Eine Möglichkeit wäre es, heißt es weiter, „Zigaretten eine fast unmerkliche Menge der Droge beizumischen“. Also „Joint light“?

BAT sind freilich nicht die einzigen, die sich auf eine Gesetzesänderung in Sachen Cannabis vorbereitet haben. Phillip Morris hat bereits 1993 in Frankreich den Markennamen „Marley“ registrieren lassen. Später bestritt die Firma, bei ihrer Namensgebung an Bob Marley gedacht zu haben. Andere Firmen haben so klangvolle Bezeichnungen wie „Acapulco Gold“ und „Red Leb“ – für die Kippen mit rotem Libanesen – registrieren lassen. Daß sich nun auch BAT intensiv Gedanken um eine Vermarktung von Cannabis gemacht hat, ist ein weiteres Indiz dafür, daß inzwischen selbst multinationale Unternehmen mit einer Lockerung des Verbots rechnen.

Die britische Nichtraucherkampagne ist empört, aber nicht überrascht. „Nachdem sie Millionen Menschen nach Nikotin süchtig gemacht haben“, sagte Clive Bates, der Direktor der Kampagne, „ist es keine große Sensation, daß sie nach anderen Narkotika suchen, mit deren Hilfe sie die Leute ausbeuten können.“ Bates ist besonders erbost über den Plan, eine „fast unmerkliche Menge der Droge“ zu verwenden. „Das riecht nach Kontrolle des Geistes“, sagte er. Paul Betts von einer Anti-Drogem-Initiative meinte: „Marihuana ist eine Droge und keine harmlose Option.“

BAT räumte ein, daß man über die Verwendung von Cannabis nachgedacht habe, aber „Drogen in Zigaretten sind keine Firmenpolitik“. Was von den Beteuerungen zu halten ist, weiß man spätestens seit drei Wochen. Da sind nämlich schon einmal interne Firmenpapiere ans Licht gekommen, aus denen hervorgeht, daß das Unternehmen bereits vor 20 Jahren über die Suchtwirkung von Nikotin Bescheid wußte. Freilich hat man das stets geleugnet, gleichzeitig jedoch an einer Kreuzung von Tabakpflanzen gearbeitet, die einen höheren Nikotingehalt aufwiesen. So konnte man offenbar den Teergehalt senken, ohne den Rauchern die süchtigmachende und profitbringende Dosis Nikotin vorzuenthalten. Ralf Sotscheck, Dublin