■ Vorlauf
: Aufforderung zum Tanz

„Die Unfaßbaren“, 21.15 Uhr, Pro7

Vor schwarzem Hintergrund erscheint der Name John Woo. Aus dem Off ertönt der Ruf: „Action!“ Zwei Begriffe, die zusammengehören. Stimmengewirr wird laut, und dann – ein anonymer Zeremonienmeister: „Dürfte ich jetzt alle Tänzer bitten, ihre Position einzunehmen!“ Ein Hongkonger Tanzturnier – aber der schelmische Verweis ist nicht zu verkennen. Denn Woos Hauptfiguren sind immer Tänzer. Der Regisseur ist ein erklärter Musical-Fan, er rhythmisiert seine Filme und setzt hinreißende Kampf- und Slapstick-Choreographien in Szene.

John Woo ist Produzent der von Pro7 koproduzierten „Unfaßbaren“ – im Original „Once a Thief“, genau wie Woos Gaunerkomödie von 1991. Der Politfilm nun beginnt mit einem ausgefuchsten Diebstahl, der die Talente der Hauptfiguren vorstellt. Mac Ramsey und Li Ann Tsei sind Ziehkinder des Oberhauptes der kriminellen Tang-Dynastie und bilden mit mit dessen Sohn Michael ein unschlagbares Gaunertrio. Der Zusammenhalt schwindet, als sich Michael in Li Ann verliebt, die bereits mit Mac liiert ist. Das Paar plant die Flucht, ihr letzter Beutezug mißlingt, und Mac kommt ins Gefängnis, wo man ihn vor die Wahl stellt: Entweder er wird entlassen und den Tangs ausgeliefert, oder er erklärt sich zur Mitarbeit in einer ominösen Verbrechensbekämpfungsorganisation bereit – und dafür darf er nach Vancouver. Dort angekommen, trifft Mac auch Li Ann und Michael wieder...

„It was a challenge“, sagt Woo, der beim Entwurf der Szenen auf die Konventionen des Fernsehens Rücksicht nehmen mußte. Gemessen an Woos Kinofilmen ist „Once a Thief“ verhalten inszeniert und dennoch virtuos, namentlich in den Slapstick-Szenen. Die fortwährenden Uzereien innerhalb der Zwangsgemeinschaft machen den besonderen Spaß aus, wie auch kleine selbstreferentielle Gags: Als Mac kopfüber an einem Kronleuchter hängt, um ein wertvolles Gemälde zu stehlen, kommentiert er freudestrahlend: „Das habe ich mal im Kino gesehen.“ Und wir ahnen, in welchem Film: in John Woos „Once a Thief“ aus dem Jahr 1991. Harald Keller