Asterix trällernd in Griechenland

■ Im Tivoli wird Shakespeares „Sommernachtstraum“zum bodenständigen Gassenhauer-Musical

Energisch pudert sich das fette Teufelchen die Achselhöhlen. Noch ein wenig den Schritt abgetrocknet, dann ist es soweit: Der Strampelanzug mit Engelsflügeln kann übergeworfen werden. Wollüstig mit den Augen rollend reißt Amor alias Puck den Paillettenbogen in die Höhe. Und singt: „Durch die Hölle und retour, das nennt sich dann l'amour.“

Shakespeares Sommer-nachtstraum feierte am Mittwoch im Schmidts Tivoli seine Weltpremiere als Musical. Martin Lingnau schrieb die Musik für die Produktion, die glücklicherweise nicht viel mit Cats oder dem Phantom der Oper zu tun hat. Eingängig sind die Melodien, doch präsentieren sie sich voll schräger Bodenständigkeit, die eher an Gassenhauer als an glatte Musicalsongs denken läßt. Die verspielten Texte Edith Jeskes lassen dazu an kindlicher Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig.

Deftiges Volkstheater ist das Ergebnis, das ganz auf der Linie des Tivolis liegt. In ungelenkem Stechschritt trappelt Theseus samt Gefolge den Amazonen hinterher –eher wie ein Römer aus Asterix und Obelix als wie ein Held der griechischen Mythologie. Mit hysterischem Getue und obszönen Beschimpfungen irren die verzweifelt Liebenden durch die Sommer-nacht, in der die Elfen alles durcheinanderwirbeln. Die Musik tritt zugunsten von gesprochenen Dialogen über lange Phasen völlig in den Hintergrund – eine Folge des etwas unentschlossenen Konzepts der Regisseurin Sigrid Andersson, die den Schauspiel-Charakter des Stückes erhalten wollte. Zeitweise wird durch die Wortlastigkeit das Tempo der durchweg unterhaltsamen Inszenierung arg gedrosselt.

In der zweiten Hälfte geht die Mischung jedoch auf: Das Spiel gewinnt an Temperament. Als die verzauberten Liebenden in einem Boot zusammenfinden, entspinnt sich eine Slapstick-Szene, deren ausgelassene Komik überschwappt. Die ordinären Anklänge retten das Musical immer gerade noch rechtzeitig vor spießiger Wohlgefälligkeit. Ausdrucksstark – auch stimmlich – verkörpert Kerstin Marie Mäkelburg die Helena mit geballter Energie. Bernhard Hofmann gibt den Puck wunderbar koboldhaft. Nachdem sich die Verstrickungen in Wohlgefallen aufgelöst haben, blickt er auch als besinnlicher Amor immer noch ein bißchen verschmitzt. Sabine Claus

bis 31. Mai (nicht Mo), 20 Uhr