Wenn die Rose am Arm verblüht

■ Tattoos & die Folgen: UKE entfernt Tätowierungen mit Laser

Herzen, Anker, Monster, Blumen – der Sommer bringt die Früchte des immer beliebteren Kunsthandwerks des Tätowierens ans Sonnenlicht. Die Wünsche nach unmittelbarem Körperschmuck zu erfüllen, eröffneten in Hamburg in den vergangenen drei Jahren zehn neue Tattoo-Studios.

Heutzutage muß man nicht durch Seefahrt oder Knast-Kur geadelt sein, um sich die Haut mit Körperbildern zu verzieren. Zwischen Elbchaussee und Barmbek lassen sich Frauen und Männer stundenlang pieksen, um ein Leben lang ihre selbstgewählte Markierung zu tragen.

Was aber, wenn die Freude an der Rose am Oberarm verblüht? An der Hautklinik des Universitätskrankenhauses Eppendorf haben sich seit Mai vergangenen Jahres mehr als 500 Personen ihre bis zu zwei Millimeter unter der Haut sitzenden Malereien mit einem gepulsten Rubin-Laser entfernen lassen. Eine solche Ausradierung ist zwar schmerzhafter als das Tätowieren selbst, in den meisten Fällen bleiben nach den Behandlungen aber nicht einmal Narben. Selbst die durch die Laserbehandlung aufgehellte Haut bräunt nach einiger Zeit wieder nach.

Das rund 200.000 DM teure, in den USA entwickelte Rubin-Lasergerät zersprengt die Farbpigmente unter der Haut, die Farbbrösel werden anschließend durch die Blutkörperchen weggeschwemmt. Eine solche Behandlung – bis zu zehn sind für eine nachhaltige Tatoo-Entfernung nötig – dauert in der Regel nur 10 Minuten. Die Kosten hängen natürlich von der Größe der zu entfernenden Drachen, Schlangen, Totenköpfe und Liebesschwüre ab. Die „Säuberung“ eines volltätowierten Unterarms kann schon 4000 Mark kosten. In manchen Fällen, besonders bei schlecht verdeckbaren Tatoos an den Händen oder im Gesicht, zahlt gelegentlich sogar die Krankenkasse dazu.

„Besonders oft müssen wir natürlich Namenszüge weglasern“, erzählt Nikolaus Seeber, stellvertretender Oberarzt der Lasersprechstunde der UKE-Hautklinik. „Aber Tätowierungen sind eben ein Ausdruck von Lebensgefühl, da kann man auch niemandem reinreden", hat Seeber inzwischen gelernt.

Begonnen hatten Seeber und ein vierköpfiges Team mit Tattoobehandlungen durch Laser 1990 an der Technischen Universität in Harburg. „Es ist immer wieder toll, wenn man Patienten helfen kann. Außerdem kommen vom Schwerverbrecher bis zum Millionärssohn wirklich Leute aus allen Milieuschichten zu uns“, freut sich Dr. Seeber über seine abwechslungsreiche Kundschaft. Wer ein Tatoo erwägt, sollte zumindest wissen, daß gelbe, rote, grüne und professionell gearbeitete Tattoos am schlechtesten wegzukriegen sind. Aber auch die Selbstgemachten lassen sich nicht so einfach abrubbeln wie Abziehbilder.

Timo Hoffmann