Wenig gesundes Dauergrün für Blechkisten

■ VCD erhebt heftige Kritik an Eugen Wagners Verkehrsentwicklungskonzept

Wenn der Entwurf der Baubehörde zum Verkehrsentwicklungskonzept umgesetzt wird, steht Hamburg in weniger als 15 Jahren vor dem ultimativen Verkehrs-Kollaps. Susanne Rieschick-Dziabas und Jens Renken vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) haben gute Gründe für die schlimmsten Befürchtungen: Am Montag abend erläuterten sie, weshalb „Eugen Wagners Horrorszenario niemals umgesetzt werden sollte“. Statt den öffentlichen Personennahverkehr auszubauen und Fuß- und Radwege weiterzuentwickeln, gibt das Konzept dauergrünes Licht für den Kraftfahrzeugverkehr.

Den künftigen AutofahrerInnen soll das Rasen nämlich einmal leichter gemacht werden als ihren Eltern: Knapp 20 Straßen sollen ausgebaut werden, darunter die Elbgaustraße zwischen Farnhornweg und Luruper Hauptstraße von zwei auf vier Spuren und die Sengelmannstraße – ebenfalls von zwei auf vier Fahrbahnen. Geplant ist auch, den Ring 3 vom Saseler Markt bis zur Meiendorfer Straße fortzuführen (taz berichtete). Heftig kritisierte der VCD den geplanten Ausbau der Stresemannstraße: „Wenn die Erweiterung auf vier Spuren durchgesetzt wird, bedeutet das, daß die derzeitige Busspur wegfällt“, hat Jens Renken erkannt. Denn die angrenzende Bebauung läßt einen Ausbau an den Straßenrändern nicht zu. Renken: „Es wird nicht bloß die Straße unsinnigerweise ausgebaut, sondern gleichzeitig verlieren die öffentlichen Verkehrsmittel durch den Wegfall der Busspur an Attraktivität.“

Überhaupt, so die wütenden VCDler, gehe das Konzept von „völlig unrealistischen“ Vorstellungen aus. So wurde in verschiedenen Szenarien zur Verkehrsentwicklung errechnet, daß sich Schadstoffausstoß und Verkehrslärm in den kommenden 15 Jahren verringern würden. Kein Wunder, wenn man – wie geschehen – entsprechend optimistische Zahlen zugrunde legt: Zwischen 1990 und 2010 würden die CO2-Emissionen von Kraftfahrzeugen lediglich um 2,2 Prozent steigen, glaubt die Baubehörde. Weiterer Knackpunkt sind die City-Maut-Gebühren, die laut Konzept auf Teilstücken des Wallrings erhoben werden sollen. „Dadurch lassen sich die wenigsten überzeugten Autofahrer abschrecken“, glaubt Susanne Rieschick-Dziabas. Von der Maut-Idee riet gestern auch CDU-Fraktionschef Ole von Beust dringend ab. hh