Brokdorf strahlt wieder

■ TÜV Nord gab erstmal grünes Licht / Leistung auf 90 bis 95 Prozent reduziert

Der Atommeiler Brokdorf ist seit gestern morgen wieder am Netz. Aufgrund der „sicherheitstechnischen Aussagen des Gutachters“ könne man „die Wiederinbetriebnahme“ nicht versagen, lautet die bekümmerte Botschaft aus dem Kieler Energieministerium.

Im Juli waren bei der Jahresrevision an 25 von 193 Brennelementen Hüllrohrschäden festgestellt worden. Erhöhte radioaktive Strahlung war ausgetreten. Die Betrei-bergesellschaft des Atomkraftwerks mußte daraufhin nicht nur die defekten, sondern alle gebrauchten Brennelemente aus dem Reaktorkern entfernen. Im nächsten Betriebszyklus wird sie neben 161 Brennelementen anderer Typen nur noch neue, sogenannte Focus-Brennelemente einsetzen, und zwar 32 Stück.

Der TÜV Nord – von der Aufsichtsbehörde mit dem Gutachten über die Schadensursache beauftragt – konnte an neuen Focus-Brennelementen keine systematischen Schäden nachweisen. „Solange die Brennelemente in einem Betriebszyklus stehen, sind sie in Ordnung“, erklärte Ministeriums-Sprecher Hans-Friedrich Traulsen. In der „zweiten Standzeit“, also etwa nach einem Jahr, könnten allerdings Schäden auftreten. Normalerweise überdauert ein Brennelement vier Standzeiten. Sollten Schäden aber schon nach nur einem Jahr auftreten, müßte die Betreibergesellschaft die Brennelemente bereits nach einem Viertel ihrer eigentlichen Betriebszeit „entsorgen“.

Durch den veränderten Reaktorkern wird die Leistung des Atomkraftwerks künftig auf 90 bis 95 Prozent reduziert. Die Lizenz zum Strahlen ist allerdings mit der Auflage an den Betreiber verbunden, die Schadensursache weiter aufzuklären und darüber einen Bericht in Kiel vorzulegen. Unklar ist nämlich weiterhin, woher die Spannungsrißkorrosionen kamen, die die Schäden an den Brennelementen verursachten. Erst nach Vorliegen dieses Berichts will das Energieministerium über „gegebenenfalls erforderliche Maßnahmen für künftige Betriebszyklen entscheiden“. hh