■ Die Anderen
: "Le Monde" befaßt sich mit den gewaltsamen Protesten im Westjordanland / Zum Vatikandokument über die Rolle der katholischen Kirche während des Holocaust schreibt "La Repubblica" / "Le Journal du Dimanche" zur Krise im Kosovo

„Le Monde“ befaßt sich mit den gewaltsamen Protesten im Westjordanland: Wollte die Regierung Netanjahu eine Revolte der Palästinenser gegen Jassir Arafat auslösen, der mutig den Kurs des Dialogs mit Israel beibehält, dann würde sie nicht anders vorgehen. Gerade in dieser Hinsicht gleicht die jetzige Lage nicht der Situation, die vor der früheren Intifada herrschte. Sie birgt größere Gefahren: Sie ist von jener Art, die den Extremisten den Weg bereitet. Kurz vor den 50-Jahr-Feiern Israels stellt sie das Land wieder vor seine zentrale Herausforderung: die friedliche Koexistenz mit der anderen Nation, die auf diesem Boden lebt. Um die Herausforderung anzunehmen, wartet man auf einen Staatsmann in Jerusalem.

Zum heute erwarteten Vatikandokument über die Rolle der katholischen Kirche während des Holocaust schreibt „La Repubblica“ aus Rom: Die katholische Kirche rechnet mit dem Holocaust ab. Nach Jahren der Vorbereitung ist das Dokument endlich fertig, mit dem die Kirche nach dem ausdrücklichen Willen Johannes Pauls II. von den Sünden gereinigt werden soll, die sie während des Holocaust zu verantworten hatte. Es ist das erste Mal, daß die katholische Kirche ein Dokument ausschließlich dem Holocaust widmet. Das zeigt die Entschlossenheit des Papstes, die Probleme zwischen Christen und Juden anzugehen. Mit Blick auf das dritte Jahrtausend will der Pontifex die Nachfahren Abrahams einigen. Jetzt ist der Weg geebnet für seine Reise nach Jerusalem. Gleichzeitig wird das Engagement der katholischen Kirche betont im Kampf gegen jede Form von Rassismus, ethnischer Säuberung und Verherrlichung der Nation, die es auf unserem Planeten geben kann.

Die französische Zeitung „Le Journal du Dimanche“ meint zur Krise in der Kosovo-Region: Wie viele Verbrechen sind im Namen der Geschichte verübt worden! Diktatoren ohne jegliche Legitimität nehmen sie in Anspruch, um ihre Macht zu stützen. Sie graben in Bibliotheken alte Wälzer aus, finden dort einige Zeilen und verzerren sie. Sie stützen sich auf ein Pseudo- Gedächtnis, das durch nationalistische, expansionistische, imperialistische und stets kriegsliebende Nostalgie vernebelt ist. Der Traum von einer reinen Rasse, von Lebensraum!

Von Hitler bis Milošević haben die Diktatoren in der Geschichte immer Stoff gefunden, um die Völker zu fanatisieren und ihre Verbrechen zu rechtfertigen. So ist der Kosovo „Wiege der serbischen Nation“ und „Heilige Erde Serbiens“. Schon alleine diese Wörter in Anführungszeichen, die auf den Bannern des Slobodan Milošević stehen, kündigen Massaker und Blut an. Von „Wiege“, „Heiliger Erde“ und einem „serbischen Jerusalem“ zu sprechen, das bedeutet, aus Polizisten und Soldaten Kreuzritter zu machen und sie zu einem für heilig erklärten Verbrechen aufzustacheln.