Kommentar
: Die Feinheiten eines Skandals

■ Klaus Töpfer ist um 500.000 Mark ärmer

Tja, dumm gelaufen, Klaus! möchte man dem ehemaligen Bundesbauminister Töpfer nach seiner Einlassung in eigener Sache hinterherrufen. Um 500.000 Mark erleichtert muß er nun seinen Rückflug nach Nairobi antreten, dabei war doch alles so Rechtens wie einwandfrei. Und hatten nicht eigentlich irgendwie alle von dieser Zahlung profitiert, die nun so verschämt ungeschehen gemacht werden soll? Die Steuerzahler, die anderenfalls viel mehr hätten berappen müssen, der Bundeskanzler, der den freiwerdenden Posten des Bauministers an einen CSUler vergeben konnte, die UNO, die einen hochdotierten und damit hochmotivierten Mitarbeiter erhielt, und letztendlich doch auch, wenigstens ein kleines bißchen, Töpfer selbst. Worin, bitte schön, bestand denn nun also der Skandal?

Der Skandal besteht darin, so läßt sich Töpfer zusammenfassen, daß er öffentlich wurde. Wie erfrischend recht er damit doch hat. Er besteht darin, so Töpfer weiter, daß an ehemalige Politiker eine andere Elle angelegt werde als bei anderen, Normalsterblichen, im Lande. Wie falsch er doch liegt. Der schlichte Zeitgenosse kann sich nur deshalb mit Recht über den ehemaligen Bauminister empören, weil der an Töpfer die gleiche Elle anlegt wie an sich selbst. Daß ein Stellenwechsel mit einer Einkommenseinbuße verbunden sein kann, das ist eine leidvolle Erfahrung, die viele mit Töpfer teilen. Daß diese Einbuße durch Zahlung der ehemaligen Firma ausgeglichen wird – das kam noch nicht einmal in den goldenen Jahren des guten alten rheinischen Kapitalismus vor. Daß dieser Ausgleich erfolgt, obwohl dies die einstellende Firma untersagt – undenkbar, es sei denn, wir denken an Bestechung oder ähnliches.

UN-Beamte dürfen keinerlei Bezahlung, Auszeichnung, Vorteil oder Geschenk annehmen. Gegen den Geist dieser UN-Resolution hat die Bundesregierung bei ihrer Zahlung an Töpfer verstoßen. Obgleich dabei nur der Gedanke eine Rolle gespielt haben mag, Töpfer auf diesem Wege elegant loszuwerden. Das machen doch alle, entschuldigt Bundesaußenminister Klaus Kinkel das eigene Tun. Alle? Das heißt, all jene, die die UN bei jeder Gelegenheit knapphalten und ihr auf diese Weise ein eigenverantwortliches Handeln unmöglich machen. Das ist die internationale Seite des Skandals namens Klaus Töpfer.

Dieter Rulff Bericht Seite 2