Hilfreiche Äffchen

Kopfläuse bringen vor allem ihren Wirt in Mißkredit – auch wenn es ein Teddy ist  ■ Von Lisa Schönemann

Harte Zeiten für Plüschtiere: Schon nächste Woche kann es ihnen an den Kragen gehen. Denn am Ende der Schulferien kehren die Menschen aus fernen Ländern zurück und bringen sechsbeinige Kopfläuse mit, die sich nicht nur in den Haaren, sondern auch in Teddies Fell einnisten. Dann findet sich der Lieblingsbär in der Waschmaschine wieder – und keineswegs im Schonwaschgang.

Die gemeine Kopflaus, lateinisch Pediculus humani capitis, ist ein ekliges Souvenir, das zunächst inkognito den Zoll passiert. Erst im neuen Heim geben sich die Krabbeltierchen zu erkennen. Die Kopfhaut beginnt zu jucken, und ein geübtes Auge vermag die drei Millimeter großen Schmarotzer auch auf dem Mantelkragen zu entdecken. Durch ihre bloße Anwesenheit stempeln sie den Wirt für Wochen zum Außenseiter.

Besonders leicht können sich die Blutsauger in Kindergärten und Schulen vermehren, wo Mützen und Schals einträchtig nebeneinander an den Haken hängen und die geübte Kopflaus leicht zum Überflieger wird. Sicher gelandet, befällt sie nicht nur die Haarpracht, sondern auch Kopfkissen und eben die Kuscheltiere. Und: Läuse sind nicht wählerisch. Sie nisten ohne Ansehen der Person und der hygienischen Verhältnisse auf Schwarzköpfen und Blondschöpfen. Nur Einsiedler im Polarkreis sind gegen die Krabbelpest gefeit. Denn Läuse schätzen eine Außentemperatur von lieblichen 22 Grad.

Die Weibchen legen nach Zählungen engagierter Biologen in ihrem kurzen Leben etwa 100 Eier, die sogenannten Nissen. Die werden mit einem Klebstoff an den Haaren festgeschweißt.

Über einen Stechsaugrüssel besorgen sich die Läuse mehrmals am Tag eine Portion schmackhaften Blutes, nicht ohne jeweils ihre Speicheldrüsensegmente in der Wunde zu hinterlassen. Wenn sich die hartnäckigen Mitbringsel so richtig eingenistet haben, hilft nur eins: die chemische Keule. „Goldgeist forte“oder andere handelsübliche Vernichtungsmittel bewerkstelligen, ohne Rücksicht auf den Tierschutz angewandt, binnen einer halben Stunde die Ausrottung einer ganzen Population. Alternativ bleibt nur der Versuch, wochenlang ein nimmermüdes Makaki-Äffchen auf der Schulter zu tragen, das die Läuse geduldig vom Kopf pult.