Peter Heiss auf neuer Welle

■ Bremens einstiger Kneipenschiffer ist ins Telefonbusiness eingestiegen

Herzlich willkommen zurück an der Schlachte, Herr Donaudampfschiffahrtskapitän Peter Heiss! Armer alter Wiener Lebemann von 56 Lenzen, böse hatten ihm die Bremer mitgespielt. Runde 15 Jahre hatte er mit seiner „Welle“im kalten Weser-Naß gelegen. Hatte sich sein Kneipenschiff abfackeln lassen, beim Versuch den Bremer ein bißchen Kaffeehaus zu lehren. Hatte mit heißen ukrainischen Strip-Nächten auf seinem schwimmenden Nightclub Bremen ein bißchen Kultur beigebracht – und eines Nachts im Sommer '94 seine „Welle“in die Fluten sinken sehen. Gluck gluck – keiner bekam je heraus, wer seinem Schiff den Garaus gemacht hatte.

Peter Heiss tauchte unter wie Neptun, und Bremen war eines seiner schönsten Gesprächsthemen los. Als Hermes aber kehrt er nun zurück. Im Nirgendwo, wo alle Gespräche und Gesprächsthemen ihren Angang nehmen – und wo ihn keiner vermutete. Die neue „Welle“des Peter Heiss nämlich ist eine Telefongesellschaft! Bremens kleinste Telefongesellschaft. Ganz ohne Netz. Und, so verspricht er, auch ohne doppelten Boden.

Selbst ein Namensschild sucht man noch vergebens; seine Gesellschaft TelefonDirect bleibt an der Schlachte 31 anonym – im virtuellen Raum der Telekom-Auskunft aber ist sie jederzeit erreichbar. Vielleicht kennen die rund 180 Bremer Firmen, die inzwischen über den gelernten Fernmeldetechniker telefonieren, nur Frau Almut. Diese nämlich führt die Geschäfte. Der Ehemann hingegen vermittelt die Gespräche. Und verspricht jedem, dessen monatliche Telefonrechnung über 500 Mark liegt, 10 Prozent Rabatt auf die Telekom-Preise. Selbst im Orts- und Nahtarif!

Für Vieltelefonierer, die ihre Geschäftspartner und Freunde vor allem im Bremer Umfeld haben, ein unbedingt verlockendes Angebot. Sitzt doch die Telekom hier noch unangefochten alleine im Sattel. Die Angebote des Herrn Heiss aber trägt sie nolens volens mit: Führt sie ihn doch als einen ihrer Großkunden und gewährt ihm auf seine über 5000 Telefonmark pro Monat mindestens 16 Prozent Rabatt. Heiss, der Götterbote, hat nämlich seine irdischen Kunden einfach gebündelt und tritt nun gegenüber der Telekom als einer von rund zwanzig „Resellern“auf. Ganz legal, sagt die Telekom: Alle profitierten davon. Die Kunden mit ihren zehn Prozent; die Telekom, weil ihr die Firmen treu bleiben. Und vom letzten halben Prozentpunkt lebt der gute Gott an der Schlachte. ritz