■ Die Anderen: "Maariv" / "La Stampa" zur Holocaust-Erklärung des Papstes
„Maariv“ (Tel Aviv) schreibt zur Holocaust-Erklärung des Vatikans: Das Auffallende an dem Vatikan- Dokument ist besonders das, was in ihm fehlt: Es gibt kein ausdrückliches Schuldeingeständnis der katholischen Kirche darüber, daß sie ganze Generationen zum Antisemitismus aufstachelte. Es fehlen auch eine eindeutige Erklärung über den Anteil der katholischen Kirche an der Katastrophe, die während des Holocaust über das jüdische Volk hereinbrach, und die Bitte um Verzeihung und Vergebung. Das Dokument verurteilt weder das „stille Einverständnis“ des Papstes Pius XII. während der Nazizeit, sondern schreibt sogar, er habe seine Stimme gegen dunkle Ideologien erhoben.
„La Stampa“ (Turin) schreibt zum gleichen Thema: Die historische Wahrheit steht in diesen Seiten sicher nicht im Vordergrund. Das christliche Europa hat mit der Shoah ein Massaker von beispielloser Dimension erzeugt. Deutschland ist sicher nicht in einem Tag heidnisch geworden, die SS-Männer waren großenteils erklärtermaßen Gläubige. Zu sagen, daß der Antijudaismus nur in bestimmten Fällen und nicht bis auf den Grund der Vater des Antisemitismus gewesen sein könnte – während es klar ist, daß dieser spezielle Rassismus den Ursprung im theologischen Umfeld hat –, entspricht nicht der Wahrheit. Es ist auch historisch falsch, die Verantwortung von Papst Pius XII. zu leugnen.
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