Gerufene Geister

■ Popper Phillip Boa enttäuschte im Docks

Es sind nur noch zwei Jahre Zeit. Wir packen unseren Tonträger-Koffer für das nächste Jahrtausend, und Deine neue CD, lieber Phillip Boa, bleibt leider zurück. Na klar, Lord Garbage ist ein flottes Album, die Gitarrenriffs geben dem Rock noch einmal einen guten Namen. Aber Deine Zeit ist dann irgendwie doch vorbei.

Der Auftritt am Dienstag im Docks war der Abgesang auf einen Musiker, der wie eine Imitation seiner selbst wirkt. Wirr die Hände durch die Luft wirbelnd, als ginge es darum, die balladeske Kraft der Achtziger zu beschwören, präsentierte sich der Westfale dandyhaft seinem gröhlenden Publikum. Das hätte am liebsten fünfmal „I Dedicate My Soul To You“gehört, aber der seriöse Solist Boa konnte ja schlecht nur Titel aus der Voodooclub-Zeit spielen.

Also gab es Stücke von der neuen Platte, durchweg tanzbar und im kruden Duktus der Hispanolla- und Hair-Alben. Die Fans deckten den Mann auf der Bühne gern mal mit „Arschloch“-Sprechchören ein. Die wollten wohl nix Neues hören. Sogar als Boa einen Song mit den Worten „Dieser Song spiegelt meine Gefühle der letzten drei Jahre wider“ankündigte, wurde skandiert. Das muß wehgetan haben. Bezeichnend für die Tristesse des Auftrittes war ein Fan, der Boa mit „Popper“anbrüllte. Ach ja, dieses Wort gab es ja auch noch. Der mittelgescheitelte Mann im Rampenlicht war erst geschockt, dann amüsiert. „Popper? Das waren doch die Achtziger.“Aber wer sich musikalisch dieser Zeit verpflichtet, darf sich nicht ärgern über die Geister, die er einmal gerufen hat.

Popper? Naja, immer noch besser als ein Arschloch zu sein.

York Pijahn