Völlig deplaziert

Ohne wenn und aber – Bundeswehr- und Castor-Anzeigen haben in der taz nichts zu suchen. Selbst wenn die politischen Gegner darin einen unverfänglichen Inhalt verkaufen würden. Oder sollen wir bald auch eine Anzeige der NPD lesen, damit gerechtfertigt, daß sie keine faschistische Aussage enthält, sondern „Arbeit für alle“fordert?

Die taz ist eine Zeitung, die sich stets ihrer LeserInnenbindung gerühmt hat, und die ist auch ein starkes Standbein. Wie oft schon haben wir unsere LeserInnen angefleht, ein Abo zu bestellen, und damit gedroht, daß sie sonst auf diese unverzichtbare Zeitung verzichten müßten. Doch auf Loyalität zu setzen, erfordert auch eine Gegenleistung. Nämlich die, glaubwürdig und eben deswegen unverzichtbar zu sein. Ich möchte nicht an Gleisanlagen stehen, von links den Wasserwerfer anrollen sehen und von rechts den taz-Verkäufer – mit einer Zeitung überm Arm, in der zu lesen ist, daß es etwas mit Demokratie zu tun habe, wenn ich gleich einen auf die Mütze kriege.

Die Anzeigenakquise hat die taz stets als Teil ihrer Politik begriffen. Es ist kein Grund ersichtlich, warum die Argumente, die all die Jahre dafür sprachen, plötzlich nicht mehr gelten sollen – außer dem, daß sie plötzlich lästig sind. Weil die taz auf dem Weg zu einer anderen Zeitung ist, und dafür Tabus gebrochen werden müssen.

Im übrigen: Wenn das so vielbemühte Argument denn stimmen sollte, daß LeserInnen zwischen redaktionellem Teil und bezahlten Statements unterscheiden können und sich von letzteren nicht beeinflussen lassen: Warum gibt die Werbewirtschaft dann jährlich Millionenbeträge dafür aus? Elke Spanner

Redakteurin