Kein Ausbruch von Wechselfieber

■ Die Druckwerkstatt bleibt vorerst in der Obhut des Kulturwerks

Der Versuch, die Druckwerkstatt im Bethanien aus dem Kulturwerk des Berufsverbands Bildender Künstler (BBK) herauszulösen und unter die Verantwortung eines neuen Trägers zu stellen, ist vorerst gescheitert. Der Kulturausschuß des Abgeordnetenhauses hat auf seiner Sitzung am Montag beschlossen, der Empfehlung des Kultursenators zu folgen und sich dafür einzusetzen, die Druckwerkstatt trotz massiver Proteste zahlreicher Künstler in der Obhut des Kulturwerks zu belassen. Damit wird wohl auch die auf Initiative der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bis zur Klärung des Problems verhängte Sperre von 50 Prozent des Kulturwerk-Etats (insgesamt 1,8 Millionen Mark) in den nächsten Tagen aufgehoben.

In dem Bericht der Senatskulturverwaltung heißt es, ein Wechsel des Trägers der Druckwerkstatt sei „nicht sinnvoll“, da die damit „einhergehenden jährlichen Kosten den derzeitig aufzubringenden Fehlbetrag übersteigen“ würden. Zudem führten die „ungeklärten Eigentumsverhältnisse“ (die mit Senatsmitteln erworbenen Druckmaschinen gehören dem Land Berlin, die durch private Spenden finanzierten Geräte dem BBK) im Falle eines Trägerwechsels „nach gegenwärtiger Sachlage zu einem erheblichen Investitionsbedarf“, der in „keinem Verhältnis zum Nutzen“ für die KünstlerInnen stehe. Ebenso seien Mehrkosten für Miete und Betriebskosten „nicht auszuschließen“, das gleiche gelte für Aufwendungen in „rechtlichen und arbeitsrechtlichen Fragen“.

Ausgelöst worden war der Konflikt um die Druckwerkstatt durch die vom Kulturwerk angeordnete „betriebsbedingte“ Kündigung dreier Mitarbeiter der seit 1975 bestehenden Einrichtung und die damit verbundene Verwaisung der Bereiche Offset- und Hochdruck. Im Oktober vergangenen Jahres präsentierten einige im sogenannten Antiamputationskomitee organisierte KünstlerInnen ein Gegenkonzept, das vorsah, einen neuen Träger zu suchen, die Kündigungen zurückzunehmen und so – bei geringeren Verwaltungskosten als bisher – das ursprüngliche Angebot der Druckwerkstatt aufrechtzuerhalten.

Der Senatsbericht vermerkt dazu, die Vorschläge des Antiamputationskomitees, das letzten Herbst Solidaritätsadressen von über 500 KünstlerInnen, Kunstvermittlern und Museumsleuten erhalten hatte, basierten „auf einer inhaltlichen und personellen Fortschreibung des Status quo“. Eine „Neuentwicklung“, so die Verfasser in merkwürdig schwammiger und schlammiger Formulierung, „insbesondere mit Blick auf künftige Kostensteigerungen und daraus notwendigerweise vorzunehmende Organisationsveränderungen“ würde darin nicht berücksichtigt. Außerdem werde nicht erklärt, warum „im Bereich Offset und Hochdruck das fachkundige Personal dringend gebraucht“ werde.

Kritiker halten den Bericht zu Recht für eine Farce, werfen den Urhebern einseitige Parteinahme für den BBK vor, der in den letzten Wochen und Monaten den drohenden Trägerwechsel der Druckwerkstatt (und den Verlust der daran gekoppelten Zuschüsse) zu einer Überlebensfrage für das Kulturwerk im besonderen und den Berufsverband im allgemeinen hochstilisiert hatte. Und so beschäftigte sich der Kulturausschuß auch weniger mit dem Papier selbst als vielmehr damit, daß im Streitfall Druckwerkstatt „endlich wieder Ruhe einkehren“ müsse. An der Reaktion des Antiamputationskomitees auf den vergangene Woche vorgelegten Bericht der Senatsverwaltung dürfte sich nach der Sitzung am Montag wenig geändert haben: „Wir sind fassungslos.“ Ulrich Clewing