Import-Messe ohne Exporteure

■ Aussteller aus Asien und Afrika bekommen keine Visa. Zur Finanzierung der Reise sind sie auf Direktverkauf angewiesen. Dazu brauchen sie eine Arbeitserlaubnis, doch die läßt auf sich warten

Ein paar Tische werden leer sein, wenn heute der „Import Shop Berlin“ im Messezentrum am ICC öffnet. Rund 40 Aussteller haben kein Visum erhalten. „Mit Einführung des Schengener Abkommens wurde die Einreise für Teilnehmer aus Asien und Afrika schwieriger“, bedauert Messe-Sprecher Peter Köppen. „Auch bei der Tourismusbörse vor einer Woche mußten einige Aussteller absagen.“

Verschiedene Projekte und Kleinbetriebe, meist aus der Dritten Welt, zeigen auf dem „Import Shop“ ab heute Korbstühle, Pullover, Teppiche oder Schmuck. Das breitgefächerte Angebot ist für Fachhändler bestimmt, allerdings können Messebesucher bei den Anbietern auch direkt einkaufen. „Die Aussteller zahlen viel für die Reise und das Hotel“, erklärt Köppen, „diese Kosten können sie mit dem Direktverkauf decken.“

Das deutsche Ausländerrecht baut davor jedoch eine Hürde auf: „Wenn ein Aussteller direkt verkaufen will, braucht er eine Arbeitserlaubnis“, bestätigt ein Sprecher des Bonner Auswärtigen Amts. Sie werde von den Landesbehörden erteilt und sei eine Voraussetzung für die Visumvergabe. Eine Sprecherin des Landesarbeitsamts erläutert das Verfahren: Die jeweilige Botschaft wendet sich vor der Visumvergabe an das zuständige Arbeitsamt in Deutschland. Doch bis der Antrag diesen Dienstweg zurückgelegt hat, ist die Messe längst vorbei.

Dem „Import Shop“ droht aufgrund der bürokratischen Einreisehürden der Verlust des traditionellen Profils. Unter dem Motto „Aid by Trade“ richtete die Berliner Messeverwaltung 1962 die Messe „Partner des Fortschritts“ ein. Sie war für Kleinaussteller aus Afrika, Asien und Lateinamerika gedacht. „Wir wollten unseren Partnern aus den Entwicklungsländern helfen“, faßt Köppen das Konzept zusammen. „Die Importmesse ist für sie ein Sprungbrett nach Europa: Viele sind hier inzwischen heimisch geworden.“ Nach 1989 seien osteuropäische Anbieter dazugekommen. Seit 1995 trägt die Messe den Namen „Import Shop Berlin“ und steht auch westeuropäischen Ausstellern offen.

Sie ist bis zum 22. März täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Unter den Anbietern befinden sich neben den kommerziellen Ausstellern auch drei soziale Projekte aus Bolivien, Simbabwe und Madagaskar. Mit dem Verkauf eigener Produkte finanzieren sie ihre Arbeit. Auf einer Bühne treten Künstler aus der Karibik, dem Orient und aus Afrika auf. Am Stand von Niger arbeitet ein arabischer Silberschmied unter den Augen der Zuschauer. Kinder können am Wochenende an den Ständen Senegals und Indiens Masken und Amulette basteln. Christian Domnitz