Der Admiral muß noch Berliner werden

Zum ersten Mal seit seiner Nominierung zum PDS-Kandidaten im Bundestagswahlkampf traf der ehemalige MAD-Chef Elmar Schmähling auf die Parteibasis. Die hat ihren Widerstand gegen den „Wessi“ bereits aufgegeben  ■ Aus Berlin Kathi Seefeld

Die Sache mit dem „Defizit an Demokratie“ war schnell vom Tisch. Als Elmar Schmähling, der zwangspensionierte Flottillenadmiral und potentielle PDS-Direktkandidat, sich am Dienstag abend erstmals den Parteianhängern im Berliner Wahlkreis Mitte/Prenzlauer Berg vorstellte, da hatten diese ihre mehrheitlich ergrauten Häupter bereits gesenkt und befunden: Die Präsentation Schmählings „von oben“ war keineswegs ein Akt ulbrichtschen Zentralismus. Sie war gewissermaßen ein nachdrücklich unterbreitetes Angebot ihres Führungs-Vierers Bartsch, Bisky, Brie und Gysi. Ein Angebot letztlich, dem man sich, zumindest in Berlin-Mitte, durchaus mit ganzer Kraft anschließen könne. Vorausgesetzt natürlich, so ein Genosse von der Basis, Schmähling werde „ganz schnell ein Berliner“ und nutze alle Möglichkeiten, „mit den Bürgerinnen und Bürgern in Kontakt zu kommen“. Am 28. März wird die Parteibasis formell entscheiden, ob die PDS Schmähling als Direktkandidaten aufstellt.

Das der PDS auf kommunaler Ebene mittlerweile nachgesagte neue Bewußtsein, das Ankommen in der Jetztzeit, verbunden mit einem Über-Bord-Werfen bedingungsloser Parteidisziplin – bei den versammelten GenossInnen des einstigen DDR-Regierungsbezirks war davon faktisch nichts zu spüren.

Während noch unmittelbar nach Schmählings Präsentation am vergangenen Freitag von Gegenkandidaten aus den eigenen Reihen die Rede gegangen war, wagten sich Kritiker nun kaum noch hinters Mikrofon und vor die versammelte Basis. Angesichts erdrückender Geschlossenheitsappelle der Parteispitze blieb es bei einigen zweifelnden Fragen an den Kandidaten aus dem Westen.

Der ehemalige Flottillenadmiral hatte somit leichtes Spiel. Er plauderte ein wenig über die Selbstdarsteller Kohl und Schröder. Dankte fast im gleichen Atemzug der PDS, daß sie ihm endlich das Gehör verschafft habe, das er so lange vermißt habe. „Vorsitzende von Kaninchenzüchtervereinen bekommen heutzutage mehr Resonanz als Einzelkämpfer.“

Seine Ansichten zur erstarrten deutschen Politik, insbesondere zu Sicherheitsfragen, und sein Verdienst um die Friedensbewegung zu Zeiten der Systemauseinandersetzung wurden von den PDS- GenossInnen wohlwollend zur Kenntnis genommen. Die Erklärungen zu seiner anfangs straffen Karriere bei der Bundeswehrmarine – „Ich war in erster Linie Seemann“ – mochte niemand ernsthaft hinterfragen.

Seine Tätigkeit als Chef des Militärischen Abschirmdienstes wurde lediglich von der Vertreterin der Kommunistischen Plattform (KPF) aufgegriffen, um eine grundsätzliche Positionierung des Parteivorstandes einzuklagen. Wie könne es sein, fragte KPF-Frau Ellen Brombacher, daß ehemalige Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit ihre PDS-Mandate niederlegen mußten, während die Partei gleichzeitig auf ihrer offenen Liste einen Mitarbeiter des Militärischen Abschirmdienstes der BRD ins Rennen schicken wolle.

Für leichte Unruhe sorgten zudem Äußerungen Schmählings zur DDR-Vergangenheit. Der Flottillenadmiral a.D. hatte die DDR gegenüber Journalisten als „Unrechtsstaat“ bezeichnet. Vor der PDS-Basis nahm er den Begriff zurück und versprach, künftig nur noch differenzierte Aussagen zur deutschen Geschichte von sich zu geben.

Auch das gegen Schmähling laufende Ermittlungsverfahren beunruhigte die Basis nicht weiter. Die Staatsanwaltschaft Köln prüft derzeit, ob der ehemalige Offizier beim Konkurs seiner beiden EDV- Firmen im Jahr 1995 Gläubiger betrogen hat. Auf der Versammlung in Berlin störte sich kaum jemand an den Ermittlungen. Die Parteiführung habe davon gewußt und würde sich nicht freiwillig ein Kuckucksei ins Nest legen.