Geistige Luftbrücke mit Berliner Bodenhaftung

■ „New Traditions Conference“ als Startschuß für „American Academy“

Die Veranstaltung „prominent besetzt“ zu nennen, wäre eine Untertreibung. Für die Vereinigten Staaten kommen der stellvertretende und ein früherer Außenminister, der jetzige und ein früherer Botschafter. Deutschland wird durch den Bundespräsidenten und seinen Vorgänger, den Bundeskanzler und seinen Außenminister sowie die Vorsitzenden von CDU- und SPD-Bundestagsfraktionen vertreten sein.

Bei der zweiten „New Traditions Conference“ wird die versammelte transatlantische Prominenz heute einmal mehr die Verbundenheit Berlins mit Amerika über den Abzug der Alliierten hinaus beschwören. Die erste Konferenz dieser Art fiel 1994 mit dem Abzug der letzten amerikanischen Soldaten aus Berlin zusammen. Damals präsentierten Henry Kissinger und Richard von Weizsäcker die Idee einer „American Academy“ in Berlin, deren „Auftakt“ die heutige Konferenz bilden soll.

Bislang besteht die Academy nur aus einem Büro im Amerika- Haus. Doch nach mehrmaliger Terminverschiebung soll sie die Villa Arnhold am Wannsee Ende des Jahres beziehen. Das Haus hatte das amerikanische Militär von 1945 bis 1994 genutzt. Vor 1933 gehörte es dem jüdischen Bankier Hans Arnhold, der vor den Nationalsozialisten in die USA flüchten mußte. Seine Tochter Anna-Maria spendete 1997 drei Millionen Dollar für den Umbau zur Academy. Er soll ebenso wie der laufende Betrieb ausschließlich aus Spenden finanziert werden. Fünf Millionen Mark steuert von deutscher Seite ein Konsortium aus Daimler-Benz, Siemens, der Allianz und dem deutschen Sparkassenverband bei.

Mit dem Geld will der geschäftsführende Direktor der Academy, Gary Smith, nicht nur Tagungen verantalten und Forschungsergebnisse veröffentlichen, sondern vor allem rund 30 Stipendien an Wissenschaftler, Künstler und Praktiker vergeben.

Die Gäste sollen sich während ihres Berlin-Aufenthalts mit Themen aus Politik, Geschichte und Kultur beschäftigen und dabei mit deutschen Institutionen kooperieren. Smith sieht die Einrichtung ähnlich wie das Einstein-Forum in Potsdam, das er seit fünf Jahren leitet, als „geistige Luftbrücke“. Ralph Bollmann