Den Auslobern war keins der Ensembles gut genug

■ Vier Projekte haben es in die Endausscheidung geschafft. Der Entwurf, der die breiteste Zustimmung erhalten hat (Peter Eisenman/Richard Serra), liegt inzwischen – überarbeitet – vor

Nachdem der erste offene Wettbewerb zum Berliner Holocaust- Mahnmal mit seinen insgesamt 528 eingereichten Entwürfen gescheitert war, besannen sich die Auslober eines neuen Verfahrens. Im Sommer 1997 luden sie 25 international renommierte KünstlerInnen und ArchitektInnen ein, die an einer begrenzten Konkurrenz teilnehmen sollten. 19 sagten zu, außerdem wurden die acht Entwerfer der im ersten Anlauf belobigten Vorschläge aufgefordert, ihre Modelle noch einmal zu überarbeiten.

Von diesen 27 Entwürfen gelangten schließlich vier in die engere Auswahl. Die in München ansässige Architektin Gesine Weinmiller, mit 34 Jahren die Jüngste im Rennen, hat für das vorgesehene, rund 20.000 Quadratmeter große Gelände eine nach einer Seite abfallende schiefe Ebene konzipiert, auf der sie 18 unterschiedlich große Steinblöcke verteilen will. Von einem bestimmten, perspektivisch genau berechneten Aussichtspunkt fügen sich die Steinquader im Auge des Betrachters zu einem Davidsstern zusammen.

Der Architekt Daniel Libeskind plant, jene Räume, die im Jüdischen Museum in Berlin leer und unzugänglich geblieben sind (die sogenannten Voids), ausgießen zu lassen und daraus eine Art Wand oder Mauer zu bauen. Diese „Wand“ soll auf einem Kiesbett stehen, das den Grundriß des benachbarten Reichstags abbildet.

Der in Paris lebende Künstler Jochen Gerz entwarf ein Mahnmal, das aus mehreren Teilen besteht und sich erst nach und nach komplettiert. Zum einen möchte Gerz auf einer Fläche von rund 15.000 Quadratmetern 39 etwa 16 Meter hohe Lichtmasten aufstellen, die in den verschiedenen Sprachen der verfolgten und ermordeten Juden den Schriftzug „Warum“ tragen. Teil zwei besteht aus einer Publikumsbefragung, bei der die Besucher des Mahnmals aufgefordert sind, ihre individuellen Antworten auf die Frage „Warum ist es geschehen?“ niederzuschreiben. Die Antworten sollen dann in die Bodenplatte des Areals eingefräst werden.

Der Entwurf mit der bisher breitesten Zustimmung stammt von dem einzigen Team, das es in die Endausscheidung geschafft hat. Der US-amerikanische Bildhauer Richard Serra will mit seinem Landsmann, dem Architekten Peter Eisenman, eine suggestive Rauminstallation mit rund 4.000 in einem Raster auf dem Grundstück verteilten Betonpfeilern realisieren. Doch auch dieses künstlerische Ensemble war den Auslobern nicht gut genug. Auf Initiative von Bundeskanzler Kohl wurden Serra und Eisenman gebeten, ihren Vorschlag noch einmal zu modifizieren. Ulrich Clewing