Aufstieg einer Feministin

1942 Dezember in Nazideutschland. In Wuppertal-Elberfeld wird Alice Sophie Schwarzer geboren. Ihre Mutter, Erika Schwarzer, ist nicht verheiratet. Der Großvater übernimmt die Vaterrolle – und oft auch noch die der Mutter.

1943 Die Wohnung und der Tabakladen der Schwarzers werden ausgebombt, die Familie in die Nähe von Schweinfurt evakuiert. Alice wächst als Landkind auf. Erst einige Jahre nach Ende des Krieges kehren die Schwarzers nach Wuppertal zurück.

1948–1962 Volksschule, Handelsschule, Bürojobs. Eine typische Fünfziger-Jahre-Jugend.

1963 Der Aufbruch. Alice Schwarzer geht nach Paris, wo sie mit Unterbrechungen über zehn Jahre lebt. Sie studiert dort Soziologie und Psychologie. Für ein Zeitungsvolontariat bei den Düsseldorfer Nachrichten und ein kurzes Gastspiel als Reporterin beim linken Politmagazin Pardon kehrt sie zeitweise in die Bundesrepublik zurück.

1970 Alice Schwarzer schließt sich der französischen Frauenbewegung an. Sie wird Aktivistin und lernt Simone de Beauvoir kennen.

1971 Nach französischem Vorbild initiiert Alice Schwarzer in der BRD eine Abtreibungskampagne. Knapp 400 Frauen bekennen im Stern: „Ich habe abgetrieben.“

1975 Rückkehr nach Deutschland. Gemeinsam mit Ursula Scheu gibt sie den ersten „Frauenkalender“ heraus. Im Fernsehen liefert sich die Feministin Schwarzer ein spektakuläres Interview mit der Antifeministin Esther Vilar und verkündet: „Es gibt kein Privatleben!“ Einige Monate später erscheint „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“, das Buch, das Alice Schwarzer berühmt macht. Weitere Bücher folgen im Laufe der nächsten Jahrzehnte.

1977 Die erste Emma, ein Magazin von Frauen für Frauen, kommt auf den Markt. Herausgeberin und Chefredakteurin bis in die jüngste Zeit: Alice Schwarzer. Als Redakteurinnen und Autorinnen der ersten Stunde sind mit dabei: die Psychologin Margarete Mitscherlich, die spätere Zeit-Autorin Viola Roggenkamp, die WDR- Fernsehredakteurin Angelika Wittlich.

1978 Gemeinsam mit zehn Frauen, darunter Inge Meysel, Margarete Mitscherlich, Luise Rinser, Erika Pluhar und Margarethe von Trotta verklagt sie den Stern. Der Vorwurf: Die Nackt-Titel des Magazins seien Sexismus.

1983 Gründung des Feministischen Archiv- und Dokumentationszentrums in Frankfurt, das einige Jahre später nach Köln in den FrauenMediaTurm umzieht.

1987 Die PorNO-Kampagne.

1993 Aus Anlaß des Todes von Petra Kelly und Gert Bastian schreibt Alice Schwarzer „Eine tödliche Liebe“. Das Buch wird zum Bestseller.

1996 „Ein widerständiges Leben“, die Biographie von Marion Gräfin Dönhoff, erscheint. Im gleichen Jahr erhält Alice Schwarzer, die bereits mit verschiedenen Auszeichnungen geehrt wurde, das Bundesverdienstkreuz.