Sonne auf dem Schirm

■ Vor genau 20 Jahren traten die Grünen zu ihrer ersten Kommunalwahl an

Mit der Sonne auf einem Regenschirm als Symbol traten die Grünen in Schleswig-Holstein vor 20 Jahren erstmals parlamentarisch in Erscheinung: Bei den Kommunalwahlen im März 1978 zogen zwei Abgeordnete in den nordfriesischen Kreistag ein. Entstanden war die Partei aus einer Bürgerinitiative auf Sylt, die seit 1970 mit Erfolg gegen das RiesenApartmentprojekt „Atlantis“kämpfte.

Einer der ersten Abgeordneten war der Heilpraktiker Gerd P. Werner. Der 59jährige macht noch immer im Westerländer Rat grüne Politik und wird bei der Kommunalwahl erneut kandidieren. Auch Irene Fröhlich (53) aus Husum, derzeit Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kieler Landtag, zählt zu den Pionieren der Umweltpartei. Sie war am 14. Januar 1978 dabei, als die Grüne Liste Nordfriesland gegründet wurde. Damals sang der Liedermacher Knut Kiesewetter, am Sonntag Platz sechs der Kreiswahlliste, für seine Mitstreiter.

Themen der Grünen in Nordfriesland waren damals der Bau des Kernkraftwerks Brokdorf und mutmaßliche Pläne für einen Atommeiler im Wattenmeer. Auch den Parteimitgliedern im Kreis Steinburg, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Brokdorf, bescherte die Atomdebatte 1978 den ersten Erfolg im Kommunalparlament.

Den „Ökologisten“anzugehören, wie die Grünen damals genannt werden wollten, schloß „sowohl Marxismus als auch Faschismus völlig aus“, berichtet „Realo“Gerd P. Werner. Der Sylter war 1986/87 im Bonner Parlament als grüner Rotierer – die Mandatsträger wurden alle zwei Jahre ausgewechselt – vertreten.

Die nordfriesischen Parteimitglieder prägten immer wieder interne Debatten. Im Mai 1978 forderten sie die zur Hamburger Bürgerschaftswahl antretende „Grüne Liste Umweltschutz“(GLU) zum Rückpfiff ihrer KandidatInnen auf, da die nicht frei von rechtslastigem Einfluß seien – und mußten sich von der GLU prompt anhörend, sie seien von linken Kräften unterwandert. lno