■ Soll man Biotope opfern?
: „Wir sind über jeden Baum froh“

Laura Heidenreich, 34 Jahre, Flamencotänzerin

Es gibt schon genug Eisenbahnen und Schnellstraßen. Die Biotope, die hier um das Gleisdreieck gewachsen sind, sollten bleiben. Die Brachflächen um die S-Bahn gehören doch zu Berlin, sie sollten nicht zubetoniert werden. In Freiräumen, wo nicht soviel von oben eingegriffen wird, entstehen immer die schönsten Dinge. Außerdem kostet das ein Heidengeld, das andere nötiger bräuchten.

Philip Johnson, 27 Jahre, Altenpfleger

Ich wohne seit drei Jahren am Gleisdreieck. Damals war das Areal noch schön grün. Moderne Bahnen sind nicht schlecht, aber es ist schade, daß dafür Natur weichen muß. Wir haben viele Straßen und Bahnlinien in Berlin, noch mehr braucht man nicht. Ich gehe jetzt mit meinem Kind in den Viktoriapark spielen. Ein neuer Spielplatz wäre besser als eine Eisenbahn.

Tiziana M. Palumbo, 37 Jahre, Gastronomin

Vor fünf Jahren wohnte ich schon einmal hier, und letzte Woche bin ich wieder hierhergezogen. Früher war das Bahngelände hinten an der Yorckstraße offen, man konnte dort schön spazierengehen. Das war wie ein Naturpark, ganz wild. Allerdings nutzt niemand das Gebiet so richtig. Man müßte es neu gestalten. Kleine Wege bauen oder so etwas. Aber Bahnen hat Berlin schon genug.

Alexander Maeder, 38 Jahre, Pädagoge

Es ist zwiespältig. Einerseits braucht eine Großstadt schon eine gewisse Infrastruktur, andererseits wird die Ruhe in der Gegend verlorengehen. Es ist sehr schade, wenn in dieser Ecke noch mehr Grünfläche verschwindet. Man ist hier doch über jeden Baum froh. Trotzdem muß die Bahn ja irgendwohin. Vielleicht wäre es aber besser, große Trassen außen um die Stadt zu führen.

Eva Wobschall, 66 Jahre, Rentnerin

Mit dem Hund sind wir immer unten spazierengegangen, zwischen den Gleisen. Dort waren viele Vögel, manche Leute haben sich dort gesonnt. Heute geht das nicht mehr. Wir werden nicht gefragt, wenn gerodet wird. Es ist so sinnlos, was sie machen: Wir haben schon so viel Müll und Abgase hier. Aber um auf die Straße zu gehen, bin ich zu alt. Mit 66 kann ich nicht mehr Eier werfen.

Horst Nordmann, 50 Jahre, Hauswart

Die Bahn hat einfach rechts und links der Gleise fünfzehn Meter zuviel abgeholzt. Genau wie der Senat, der macht doch auch alles durch die Hintertür, was er vorne nicht langbekommt. Wenn etwas gebaut werden muß, dann sollte es so werden, wie man es mit den Anwohnern durchgesprochen hat. Ich werde die Bäume vermissen. Aber hier geht es ja um Milliarden und nicht um uns.

Umfrage: Christian Domnitz

Fotos: Christiane von Enzberg