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Gebührenimpulse doch zählbar

Kleine Firma entwickelte Gebührenzähler auch für Gespräche mit neuen Telefonfirmen. Telekom hatte das bislang für technisch nur schwer machbar erklärt  ■ Von Niels Boeing

Berlin (taz) – Mit Zähnen und Klauen versucht die Telekom, die Reste ihres einstigen Telefon-Monopols zu verteidigen. Gleich im Januar erklärte sie, die Übermittlung von Gebührenimpulsen von anderen Telefonanbietern (Carriern) sei technisch frühestens Ende 1999 machbar. Jetzt, pünktlich zur Cebit, fällt dieses Wettbewerbshindernis. Der Telefon-Router „intelligent Network Terminator“ iNT der hessischen Telekommunikationsfirma Global Com kann sofort anzeigen, wie viele Gebühreneinheiten vertelefoniert worden sind – unabhängig vom gewählten Anbieter.

Router sind kleine, an die Telefondose angeschlossene Computer, die dem Kunden die Orientierung im Dschungel der neuen, ständig wechselnden Telefontarife abnehmen. Die Software des Routers ermittelt anhand der aktuellen Tarifmodelle und der Vorwahl der eingetippten Telefonnummer, bei welchem Anbieter das Gespräch am billigsten wird. Zu dem schaltet der Router dann das Telefonat durch. Dieses Verfahren, bei dem jedesmal ein neuer Carrier ausgewählt wird, heißt Call-by-Call-Verfahren.

Es hatte bisher nur einen Haken: Gebührenimpulse wurden nur bei Telekom-Gesprächen angezeigt. Wohngemeinschaften, Hoteliers und Geschäftsleute mußten wohl oder übel Dauer und Carrier eines jeden Telefonats penibel notieren und dies dann am Monatsende mit der Telefonrechnung vergleichen.

Der iNT, nicht größer als eine Handfläche, macht dem eine Ende. Denn dieser Router zählt bei jedem Gespräch den Gebührentakt des jeweiligen Carriers mit und rechnet dies in Telekom-Einheiten um. Für jede Einheit wird dann ein Impuls vom Router an den Gebührenzähler des Telefons geschickt. „Der Router spielt sozusagen Telekom-Netz“, sagt Holger Leusch, technischer Koordinator bei Global Com. Auch Tarif-Fallstricke wie Arcors Pauschale von fünf Pfennig für jedes angefangene Telefonat berücksichtigt iNT.

In der Telekommunikationsbranche gilt es als ausgemacht, daß die Telekom die Übermittlung von Gebührenimpulsen ganz bewußt blockiert. Das Datenprotokoll, mit der sie Gespräche durch ihr Festnetz jagt, sei einfach genug, um sofort eine Gebührenimpulsübermittlung einzurichten, sagen Experten. Bereits im Januar hatte Arcor darauf hingewiesen, einen Gebührenimpuls auf dem Netz zu haben. Die Telekom leite ihn aber einfach nicht weiter, klagte der Telekom-Konkurrent. Deren Sprecher Ulrich Lissek hatte darauf entgegnet, Spezialisten suchten nach einer Lösung des „weltweit völlig neuen“ Problems. Mit iNT ist es jetzt gelöst.

Um die Aktualisierung der Tarife in dem neuen Router müssen sich die Kunden nicht kümmern. Änderungen können nachts über das Telefonnetz von Global Com oder jedem anderen Carrier vorgenommen werden. „Wir können iNT in ganz Deutschland installieren“, sagt Holger Leusch. „Alles, was wir für das Update wissen müssen, ist die Telefonnummer des Kunden.“

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