Von politischen Freunden und überholter Methodik

In der heißen Phase des Wahlkampfes geht den abstiegsbedrohten Politikern manchmal ganz schön die Muffe. Dann attackieren sie die Konkurrenz, treten nach unten, werden im Gegenzug von oben gedeckelt und loben sich ständig selbst . Wir kennen das Dilemma. In den entscheidenden Momenten des Bundesliga-Abstiegskampfs geht es den betroffenen Teams sehr ähnlich. Da ist es gut, wenn man Freunde hat. Winfried Schäfer , Trainer beim Karlsruher SC, hat einen. Der heißt Klaus Kinkel. Um in solch prekärer Situation Schäfers Jungs gegen den HSV anzufeuern, stattete ihnen der Außenminister am Samstag einen Besuch im Wildpark ab. Seine Aufforderung (“Die müssen erst noch etwas bringen.“) nützte nichts. Der KSC gurkte nur rum. Ob Kinkel im September die Unterstützung eines Zweitliga-Trainers guttut, ist mehr als zweifelhaft.

In Wolfsburg fehlen die politischen Freunde. Sie gehen zumindest nicht ins Stadion. Andere Mittel zur Zweitligaverhütung wurden nötig. Die waren nicht unkonventionell, sondern eher herkömmlich. Weil sich Coach Willi Reimann nicht ins Ressort quatschen lassen wollte, wurde er durch einen neuen Besen ersetzt, auch wenn er kurz zuvor noch Wahlkampfreden schwang (“Ich mache ein Super- Training“). Gegen Bremen kehrte der neue Besen noch nicht. Seit Sonntag ist der neue schon wieder alt. Nun soll der FCK-Profi Wolfgang Wolf den Klassenerhalt ercoachen.

Es ist wohl an der Zeit, sich neue Methoden der Schadensbegrenzung auszudenken.Im Abstiegs- wie im Wahlkampf. Tim Kesting