Globalen Durst managen

■ Wasserkonferenz verabschiedet Aktionsplan: Trinkwasserreserven sollen durch Info-Netzwerk besser kontrolliert und genutzt werden

Berlin/Paris (taz/dpa) – Um das weltweit knapper werdende Trinkwasser besser zu nutzen, hat die internationale Wasserkonferenz am Samstag in Paris einen Aktionsplan verabschiedet. An den dreitägigen Beratungen, die auf Einladung von Frankreichs Präsident Jacques Chirac stattfanden, nahmen rund 1.000 Delegierte aus 84 Ländern und 50 Organisationen teil. Die Unterzeichnerstaaten verpflichten sich, die in drei Kapiteln zusammengefaßten Aktionen umzusetzen. Der auf sechs Jahre angelegte Plan soll im Mai der UN- Kommission für dauerhafte Entwicklung vorgelegt werden.

Ein Schwerpunkt des Plans sieht vor, die Informationen über die Wasser-Ressourcen und deren Nutzung in Haushalten, Bewässerungsanlagen und Industrie zu verbessern. Für die großen Feuchtgebiete der Erde werden integrierte Informationssysteme vorgeschlagen. Dies wird nur mit einem verstärkten internationalen Datenaustausch möglich sein. Das Wissen und die Erfahrung der Frauen sei als „ein Bestandtteil jeglichen Programms für die dauerhafte Wasserverwaltung“ anzusehen, wird in dem Dokument betont.

Die weiteren Schwerpunkte sind, die „institutionellen und menschlichen Kapazitäten“ zu entwickeln. Außerdem haben die Teilnehmer verabredet, zur Umsetzung dieser Pläne das nötige Geld bereitzustellen. Nach Schätzungen des UN-Generalsekretariats müssen in den nächsten Jahren 50 Milliarden Dollar jährlich investiert werden, um den weltweiten Trinkwasserbedarf zu decken. Die Bundesrepublik gibt derzeit sieben Milliarden Mark für 880 laufende Wasserprojekte aus. Damit sei sie der größte bilaterale Geldgeber in Europa, sagte Entwicklungshilfe- Minister Carl-Dieter Spranger am Samstag in Paris.

Deutschland wolle sich auch am Aufbau und Unterhalt eines weltweiten Informationsnetzwerkes finanziell beteiligen, versicherte Spranger. Das Netzwerk solle zunächst im südlichen Afrika erprobt werden, bevor es zu einem globalen Programm ausgeweitet wird.

Dabei ist die Liste alarmierender Daten schon jetzt lang. Zwei Milliarden Menschen haben kein sauberes Trinkwasser, nur ein Zwanzigstel der weltweiten Abwässer werden gereinigt. Fünf Millionen Menschen sterben jährlich durch Infektionskrankheiten, die durch verschmutztes Wasser übertragen werden. Dies stellte der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU) im Jahresgutachten 1997 zur Trinkwassersituation fest.

Fortschreitende Industrialisierung, ausufernde Megastädte und eine bewässerungsintensive Landwirtschaft, die immer noch 60 Prozent des Wassers ungenutzt versickern läßt, haben den globalen Trinkwasserverbrauch seit dem Zweiten Weltkrieg vervierfacht. Die Folge: Der Grundwasserspiegel sinkt weltweit. Auch unsere regenverwöhnten Breiten blieben von diesem Problem nicht verschont: Durch den Ausbau des Oberrheins beispielsweise sank der Grundwasserspiegel im südlichen Baden um sieben Meter.

Ein Ende des gefährlichen Durstes ist noch nicht abzusehen. Nach der WBGU-Studie wird der industrielle Wasserbedarf sich bis 2025 weltweit verdreifachen, der Bedarf der Landwirtschaft immerhin noch um ein Fünftel steigen. nbo