Die Gemeinschaft der Kleinbauern

■ Landwirte aus vier Kontinenten suchten im Allgäu nach neuen Wegen für die weltweite Vermarktung und ökologische Produktion

Arnach (taz) – Sie kamen aus aller Welt ins Allgäu, um zwei Wochen lang ihre Erfahrungen mit dem Weltmarkt auszutauschen. Vertreter einer nicaraguanischen Kaffeegenossenschaft waren ebenso dabei wie alternative Fruchthändler von einer philippinischen Insel. Auf dem Kongreß im württembergischen Arnach ging es den 52 Teilnehmer darum, konkrete Wege zu finden, ihre kleinstrukturierten Betriebe zu halten und zugleich ihre Vermarktungschancen zu verbessern.

Vom „Prinzip der kreativen Plünderung“ sprach Wilfried Leupolz, der Moderator der Veranstaltung. Und er meint damit, durch Hinhören und Hinsehen von anderen zu lernen, was man selbst verwerten kann – zum Beispiel wie die philippinische Genossenschaft „Panai fair trade center“ ihre Bananenchips nach Europa vermarktet. Gerade einmal 11 hauptberufliche und 36 Teilzeitkräfte stellen die Chips aus biologischem Bananenanbau her, berichtet Ruth Fé Salditos. Freilich profitieren zwischenzeitlich von der kleinen Kooperative auf der Insel Panai mittelbar rund 7.000 Menschen. Die Informationen kann die Bio-Food- Genossenschaft aus Sri lanka gut für die eigene Arbeit gebrauchen.

Obwohl die Kubaner, die von der Tierzucht- und Produktionsgenossenschaft gekommen sind, in ganz anderen Größenordnungen arbeiten, bekamen auch sie nützliche Anregungen für ihre landwirtschaftlichen Betriebe. Dilcia Garcia sagte, schon seit 20 Jahren bestehe ihre Dachorganisation, der rund 10.000 Bauern auf Kuba in 1.600 Genossenschaften angeschlossen sind. Sie interessieren sich vor allem für ein Projekt, das in Nicaragua seit zehn Jahren erfolgreich praktiziert wird: die Kaffeeplantagenpflege mit Schafen. Das Prinzip ist ganz einfach und alles andere als neu. Aber es geriet in der Hochzeit der Herbizide und Insektizide in Vergessenheit. „In den Zwischenräumen der Kaffeepflanzen wächst Gras“, erläuterte Wilfried Leupolz. Das fressen die Schafe. Die Kaffeepflanzung hat also einen Doppelnutzen: Auf der einen Seite spart man Herbizide ein, auf der anderen Seite produziert man Fleisch. Ein weiterer Vorteil ist die Biokaffeeproduktion, denn die Schafe sind ein wichtiger Bioindikator. Die reagierten anfällig auf die Insektizide, so daß man eben keine Spritzmittel mehr ausbringen konnte. So ist man zur biologischen Kaffeeproduktion gekommen – und die bringt 20 bis 30 Prozent mehr Erlös.

Auch soziale Projekte werden in Arnach diskutiert, jenes zum Beispiel aus Uganda, von dem Miriam Nsubuga berichtet. Sie hat in ihrer Heimat eine Initiative gegründet, mit deren Hilfe sich ledige Mütter durch die Produktion von Erdnüssen unabhängig machen wollen. Auf biologisch-organische Weise bauen mißhandelte Frauen Nüsse an. Viele von ihnen sind schwanger geworden und hätten ohne dieses Projekt keine Aussicht auf einen Job gehabt. Durch den Kongreß bieten sich der Initiative Möglichkeiten der Vermarktung, die helfen, das Projekt zu etablieren.

„Fishnet“ heißt die weltweite Initiative, die Kleinbauern helfen soll, sich auf dem Markt zu behaupten. Die Tagung wurde unter anderem von der EU, dem Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit sowie der Deutschen Welthungerhilfe und der gzt, der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit, unterstützt. Klaus Wittmann

Kontaktadresse: Finkhof Bildungswerk, Tel.: (07564) 931718, Fax: (07564) 93171244