Schmähling gepfändet

■ Bewerber für PDS-Direktkandidatur in Berlin kam mit leeren Taschen zur Parteibasis

Berlin (taz) – Mit einer Taschenpfändung vor der Kulisse der PDS-Zentrale, dem „Karl-Liebknecht-Haus“, begann für den potentiellen Direktkandidaten der Partei in Berlin-Mitte/Prenzlauer Berg, den einstigen Flottillenadmiral Elmar Schmähling, der gestrige Vormittag. Eigens aus Köln angereiste Gerichtsvollzieher hatten in Gegenwart von Polizei und einem Kamerateams auf den ebenfalls aus Köln eingeflogenen gescheiterten Geschäftsmann Schmähling gewartet. Auf Antrag eines seiner fünfzig Gläubiger kassierten sie, was Schmähling an Barem bei sich trug. Gegen ihn soll, wie die Berliner Zeitung meldet, voraussichtlich im April Anklage wegen Betrugs und Bankrotts erhoben werden. Er selbst beziffert seine Schulden auf bis zu eine Million Mark.

Während einige PDS-GenossInnen von der Basis im Bezirk Prenzlauer Berg in der Pfändung Schmählings einen „Akt politischer Verunglimpfung“ sahen, fürchten nicht wenige, daß der Auftritt des Gerichtsvollziehers nunmehr jeden öffentlichen Termin ihres Kandidaten begleiten könnte. „Die Kandidatur Elmar Schmählings ist ein untragbares Risiko für die PDS“, kritisiert Bernd Holtfreter, Mitglied der PDS-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Wegen des schwebenden Gerichtsverfahrens plädiert er dafür, den Kandidatenvorschlag zurückzuziehen.

Schmähling selbst appellierte gestern an das Vertrauen der GenossInnen, bat mit Hinweis auf die Töpfer-Affäre darum, in einer Republik, die nicht gerade ein „Hort von Moralaposteln“ sei, keine Zweifel an seiner Person aufkommen zu lassen. Auch stellte er unter Beweis, daß er sich mit ostdeutschen und PDS-Befindlichkeiten seit seiner Nominierung vor gut einer Woche in geradezu beeindruckender Weise vertraut gemacht hatte.

Dennoch waren die Reihen für Schmähling bei dieser Veranstaltung in Mitte deutlich lichter, anders als noch vor einigen Tagen, als er sich der Parteibasis von Prenzlauer Berg, dem zweiten Bezirk des Wahlkreises, vorgestellt hatte. „Mangelnde Glaubwürdigkeit seiner Biographie“ warf man ihm vor – als ehemaliger MAD-Chef trage er schließlich Mitverantwortung für die Berufsverbote. Zweifel gab es auch an seiner Fähigkeit, WählerInnen, die mit der PDS sympathisieren, tatsächlich für die Stimmabgabe zu gewinnen. Und so wurde folgerichtig dafür plädiert, noch auf die Schnelle zwei GegenkandidatInnen zu Schmähling zu nominieren. Zwei KommunalpolitikerInnen hatten sich dafür bereits ins Gespräch gebracht. Am 28.März wird eine Parteiversammlung über die Wahlkreiskandidatur entscheiden. Kathi Seefeld