David gegen Goliath

■ In Schwanewede kämpft die SPD gegen ihre Bremer Genossen und gegen einen Golf-Club im Landschaftsschutzgebiet

Der Golf Club „Bremer Schweiz“ist ein exquisiter Verein. 10.000 Mark Aufnahmegebühr müssen Golfspieler berappen, um in den Kreis der Mitglieder aufgenommen zu werden. Hinzu kommt ein Jahresbeitrag von 1.200 Mark. Peter Sakuth und Bernd Meyer, früher Innensenatoren für die SPD und Friedrich Lürßen, Chef der gleichnamigen Rüstungswerft, gehören zu den rund 100 Mitgliedern. Außerdem stehen etwa 370 potentielle Golfer auf der Warteliste des Clubs. Doch bevor neue Golfer mitspielen dürfen, will der Club erst eine 18-Loch-Anlage bauen. Für den Bau des etwa sechs Millionen Mark teuren Golfplatzes hat sich der Verein auch schon ein Gelände ausgesucht. Am Hang der Blumenthaler Aue sollen entlang des Flusses 88 Hektar Wiese, Weide und Ackerland in Bahnen, Greens und Löcher verwandelt werden. Das lauschige Plätzchen hat nur einen Schönheitsfehler: Es liegt zum Teil im Landschaftsschutzgebiet. Vor Ort regt sich deshalb der Protest. Die SPD-Fraktion im Gemeinderat und im Kreistag will den Golfplatz an der Aue verhindern.

Um das Genehmigungsverfahren, das seit 1994 auf der Stelle tritt, voranzutreiben, hat sich der Club einen prominenten Anwalt genommen: Volker Kröning, SPD-Bundestagsabgeordneter. Gemeinsam mit Erwin Flieger, dem Vizepräsidenten des Vereins, besuchte Kröning den Bürgermeister Holler. Holler gehört der Wählergemeinschaft an, die gemeinsam mit der CDU die Mehrheit im Gemeinderat stellt. Mit dem Hinweis auf ihre namhaften Mitglieder hätten Kröning und Flieger ihrem Wunsch nach dem Standort an der Aue Nachdruck verliehen, heißt es in einem Protestbrief der Schwaneweder SPD an Kröning. „Sehr geehrter Herr (Genosse!?) Kröning, ich finde Dein Verhalten unmöglich“, empörte sich Manfred Humborg, stellvertretender Ortsbürgermeister. Humborg hat nichts gegen einen Golfplatz in Schwanewede. Die Bremer Schweiz soll ihren Golfplatz aber nicht im Landschaftsschutzgebiet bauen, sondern ein paar Kilometer weiter, wo auch andere Sportvereine ansässig sind.

Volker Kröning weist den Vorwurf Humborgs entschieden zurück. Gerade weil er nicht den Eindruck von „Filz“erwecken wollte, hätte er darauf verzichtet, mit den Genossen zu reden. „Auch ein Politiker darf einen ordentlichen Beruf ausüben“, sagt der Anwalt. Bei dem Gespräch mit dem Bürgermeister sei nur das Konzept des Clubs vorgestellt worden. Holler bestätigt das. Auch Vizepräsident Flieger bestreitet, daß er mit dem Hinweis auf namhafte Mitglieder für den Golfplatz an der Aue geworben hätte. Für den Standort gebe es viel bessere Gründe: „Wir wollen uns dem Schulsport öffnen. Die Schulen sind alle in der Nähe.“Der Standort in unmittelbarer Nachbarschaft zu den anderen Sportvereinen wäre nur mit dem Auto zu erreichen. „Wir wollen uns einer breiten Bevölkerungsschicht öffnen und kein elitärer Club sein“, verspricht Flieger. „Ich finde es schade, daß diese gute Sache jetzt zu einem parteipolitischen Streit geworden ist.“

Argumente, die die Schwaneweder SPD nicht überzeugen. Die Genossen mobilisierten ihre Fraktion im Kreistag. Dort hat die SPD die Mehrheit. Die SPD-Kreistagsfraktion sprach sich prompt in ihrer jüngsten Sitzung gegen den Golfplatz im Landschaftsschutzgebiet aus. Seitdem stehen die Chancen für die Golfer schlecht. Das Raumordnungsverfahren hätte nach der Entscheidung der SPD ohnehin kaum Aussicht auf Erfolg, sagt Bau- und Umweltdezernent Jörg Mielke vom Landkreis Osterholz. Er würde das Verfahren deshalb gar nicht erst einleiten. „Ökologisch“sei der Golfplatz durchaus eine „Verbesserung“, räumt er ein. Derzeit werde das Grundwasser durch die Gülle der Bauern belastet. „Man darf allerdings auch nicht außer acht lassen, daß dieser Golfplatz ein unwiderruflicher Eingriff in das Landschaftsbild ist“, sagt er.

Humborg freut sich unterdessen über seinen Erfolg: „Wir haben den Genossen aus Bremen gezeigt, daß wir hier nicht mit uns machen lassen, was die wollen. Erst reden sie immer von grenzüberschreitenden Interessen, und dann reden sie nicht mit uns.“Anwalt Kröning will nicht aufgeben. „Wenn der Landkreis sich weigert, das Raumordnungsverfahren einzuleiten, ist das rechtswidrig. Dagegen werden wir notfalls klagen.“ kes