■ Rot-grüne Gespräche
: Differenzen im Detail

„Die Grünen können von Glück sagen, daß die Große Koalition die Drecksarbeit schon erledigt hat“, leitete Umweltsenator Peter Strieder (SPD) am Montag abend in der Humboldt-Universität die Debatte über rot-grüne Perspektiven für Berlin ein. Doch die grüne Fraktionschefin und frühere Umweltsenatorin Michaele Schreyer widersprach energisch. „Die Drecksarbeit ist nicht gemacht.“ Rot-grün werde „wahnsinnige Problemberge“ zu bewältigen haben, warnte Schreyer vor überzogenen Erwartungen. Zumal es in den nächsten Jahren kaum finanzielle Spielräume gebe.

Eingeladen hatte eine Gruppe von Studierenden und Jusos, die an der Humboldt- Universität den „Roten Salon“ betreiben. Sie kamen damit den Bündnisgrünen zuvor, die nach Ostern eine Reihe von rot-grünen Diskussionsrunden starten wollen.

In der großen Linie waren sich die Reala Schreyer und der Nicht-mehr-ganz-so-Linke Strieder einig. Für Strieder bedeutet Rot-grün „Innovation und Gerechtigkeit“. Schreyer umschrieb das Gleiche nur mit anderen Worten: Rot-grün stehe für „Solidarität und Reformen“. Mit dem ersten Wort hatte sie einen Schlüsselbegriff sozialdemokratischen Selbstverständnisses gewählt.

Strieder nannte als dringende Aufgabe für Rot-grün, „gegen die soziale Spaltung in der Stadt vorzugehen“. Doch offenbar braucht die SPD dafür die Grünen. Denn die würden die engen Spielräume im Haushalt anders nutzen, wie Schreyer erläuterte. Statt der Flughafengesellschaft einen Kredit über zwölf Millionen Mark zu genehmigen, hätte das Geld an die Kitas fließen sollen. Auch die Eigenheimzulage hatte Schreyer im Visier: Wäre nur die Hälfte der 12.000 Eigenheime gefördert worden, hätte man auf die Kürzungen bei den Unis verzichten können.

Strieder und Schreyer sprachen sich für eine engere Verknüpfung von Ökologie und Ökonomie aus. Zwar hielt Strieder am Transrapid fest, doch bot er im Gegenzug an, den umstrittenen Ausbau der Havel zu stoppen. Für zwei Containerschiffe am Tag lohnten die Millionensubventionen nicht. Die Innenstadtflughäfen müssen geschlossen werden, so Strieder und Schreyer einmütig. Doch gegen eine zweite Start- und Landebahn in Schönefeld würden die Grünen Widerspruch einlegen, benannte Schreyer einen möglichen Konfliktpunkt. Doch trotz der Differenzen im Detail strahlten Strieder und Schreyer Eintracht aus. Nach dem einzigen Schlagabtausch lächelten sich die beiden verschmitzt an. Dorothee Winden