Leo heiratet eine von Udos Töchtern

■ Der MDR-Verwaltungsrat stimmt einer Firmengründung mit Kirch knapp zu. Soviel Liebe zum Medienmogul ist ARD-weit einmalig

Zum ersten Mal macht ein ARD-Sender mit Leo Kirch eine Firma auf. Der MDR-Verwaltungsrat stimmte am Montag den umstrittenen Plänen von Intendant Udo Reiter zu. Die MDR-eigene Drefa Holding soll nun zusammen mit Kirchs Neuer Deutscher Filmgesellschaft (NDF) eine Produktionsfirma gründen, die Mitteldeutsche Filmkontor. Dort sollen beiden Partnern je 50 Prozent gehören.

Zwar produziert die NDF fürs ZDF regelmäßig Kitsch wie „Forsthaus Falkenau“ und für die ARD die Krimiserie „Adelheid und ihre Mörder“. Doch eine gemeinsame Firma hat in der ARD noch niemand mit dem Münchner Medienmogul eröffnet, weshalb der Personalrat des MDR sogleich einen „Zugriff“ Kirchs bejammerte. Selbst ein Reiter gewogener CDU-Abgeordneter äußerte schwere Bedenken.

Auch sonst haben Reiters Kirch-Pläne einiges geändert. Während der Intendant sich in den ersten MDR-Jahren über einen pflegeleichten Verwaltungsrat freuen konnte, der sich am liebsten mit Blumenstraußübergaben und guten Wünschen beschäftigte, gab es nun Gegrummel. Verwaltungsratsmitglied Jürgen Weißbach vom DGB hatte gewarnt, Kirch könne seine Medienmacht bald in einem Teil des MDR ausweiten – und hätte damit zum ersten Mal einen Fuß in der ARD. „Blühender Unsinn“, antwortete Udo Reiter damals. Entsprechend ungemütlich war nun die Stimmung im Verwaltungsrat. Nach heftiger Diskussion stimmte er den Plänen dennoch mit vier zu drei Stimmen knapp zu.

Reiter stilisierte die umstrittene Partnerschaft hernach zur „Überlebensfrage für den öffentlich- rechtlichen Rundfunk“. Die Kritik qualifizierte er als „ideologische Feindbilder“ ab, die nicht von „wirklich wichtigen Themen“ ablenken dürfen.

Eines dieser „Themen“ ist der Wunsch von Sachsens Landesfürst Kurt Biedenkopf, Leipzig zu einem Medienstandort zu machen. Da kommt Kirch recht – zur Belohnung für sein Engagement darf er die Millionen der neugegründeten Filmförderung abfassen.

Gegner der Kooperation argwöhnen, Kirch könne sich über die MDR-Firma komfortabel über ARD-Strategien informieren.

An den Spitzen anderer ARD- Sender wundern sich die Manager gelegentlich, wie denn der derzeitige ARD-Vorsitzende Reiter das nur hinbekommen wolle: Auf der einen Seite verheiratet er eine seiner Tochterfirmen mit Kirch. Auf der anderen Seite soll er dessen digitale Monopolträume bekämpfen. Georg Löwisch