Chaos sehen, arbeiten und Austausch suchen

■ Die Hamburger BücherFrauen sind Teil eines internationalen Netzwerks von Frauen in der Buchbranche

„Mir liegt ein Netzwerk gar nicht so sehr, das sich über das Geschlecht definiert“, gibt Brigitte Beier unumwunden zu: „Wichtig ist doch, wie die Leute arbeiten.“Trotzdem ist sie seit 1990 bei den Hamburger BücherFrauen. Das 1990 gegründete Netzwerk „BücherFrauen e.V.“rühmt sich, mit über 800 Mitgliedern und 18 Städtegruppen Deutschlands zweitgrößter Berufsverband zu sein. Die nationalen Gruppen sind Teil des internationalen Netzwerks „Women in publishing“, das Frauen im Verlagswesen sowie der Buchbranche im weiteren Sinne zu Austausch, Information und Fortbildung dient.

Bei den Treffen der Hamburger BücherFrauen schätzt Brigitte Beier besonders „die große Toleranz“, mit der sich die Frauen aus ganz unterschiedlichen Sparten der Buchbranche begegnen: Graphikerinnen, Buchhändlerinnen oder Frauen, die in der Herstellung oder dem Vertrieb arbeiten. Beier selbst ist freiberufliche Autorin für Chroniken, Jahrbücher und Lexika, darüber hinaus arbeitet sie als Lektorin. Von ihrer selbständigen Arbeit kann sie leben, seit sie 1982 in Dortmund ein Verlags-Volontariat ergattern konnte. Mit einem großen Auftrag ihres ehemaligen Arbeitgebers in der Tasche kehrte sie 1983 in die Hansestadt zurück. Die monatlichen Treffen der BücherFrauen nutzt sie in erster Linie zur Fortbildung. Klönschnack und Partys auf der Buchmesse gibt's bei den BücherFrauen zwar auch, sind aber nicht so das Ding der kleinen zierlichen Frau.

„Dieses Chaos muß man einfach gesehen haben, um sich ein Bild zu machen!“sagt sie und deutet auf die unzähligen Ordner und halb ausgepackten Kartons, die ihr zur Zeit das Wohnzimmer verbauen. „Zehn Tage lang habe ich gewußt, daß dieser Auftrag kommt und nun das hier. Dazu ein 1000-Seiten-Manuskript, das ich bearbeiten muß.“Daß es für eine freiberufliche Lektorin Schlimmeres gibt, als in Aufträgen zu ersticken, weiß sie. Wie man sich aber bei Termindruck Arbeitgebern gegenüber verhält, bespricht sie gerne mit einer BücherFrau in ähnlicher Situation.

Unter den 80 Hamburger BücherFrauen sind zahlreiche Berufsanfängerinnen. Die gestandene Lektorin hat sich daher auch „lange sehr im Hintergrund gehalten und dann beschlossen: Entweder engagierst du dich jetzt mehr oder trittst ganz aus.“Seitdem ist Brigitte Beier Pressesprecherin und organisierte im vergangenen November die bundesweite Vollversammlung in der Hamburger Handelskammer mit. Und da wurde ihr das reine Frauennetzwerk wieder richtg sympathisch: „Wir konnten uns gut aufeinander verlassen. Und sehr angenehm war auch, wie professionell die Männer von der Handelskammer den Service erledigten: In langen Schürzen standen sie am Büffet und schenkten über 200 Frauen Kaffee aus.“

Roswitha Tröger

Kontaktadresse der HamburgerBücherFrauen: Martina Rußmann, Telefon: 04193/967414