Jabiluka grüßt Gorleben und Ahaus

■ In Australien proben Umweltschützer die Blockade des geplanten Jabiluka-Uranbergwerks, an dem deutsche Konzerne beteiligt sind

Berlin (taz) – Seit Wochenbeginn haben 80 Umweltschützer und Aborigines ein Widerstandscamp beim geplanten Jabiluka- Uranbergwerk in Norden Australiens eingerichtet. Für die nächsten Wochen planen sie gewaltfreie Blockaden der zweitgrößten Uranmine der Welt. Parallel dazu sollen landesweit Proteste stattfinden. Bereits am Dienstag wurden zwei Umweltschützer vorübergehend festgenommen, nachdem sie sich an eine Maschine gekettet hatten. Damit konnten sie die Arbeiten unterbrechen. Der Helikopter mit den Arbeitern sei umgedreht, nachdem der Pilot die Demonstranten gesichtet hatte, teilten diese mit. Später demonstrierten 60 Umweltschützer vor dem Eingang der 22 Kilometer entfernten offenen Ranger-Mine, in der seit 1982 Uran abgebaut wird.

Der Vorsitzende der Bergbaufirma Energy Resources Australia (ERA), die für beide Minen Lizenzen zum Uranabbau hat, sagte, Blockaden könnten die Arbeiten nur kurz aufhalten. „Bei einem Projekt, das auf 26 Jahre angelegt ist, machen ein paar Wochen oder sogar ein paar Monate keinen Unterschied“, so der ERA-Chef. Ursprünglich sollten die Bauarbeiten Anfang April beginnen, jetzt ist von Mai oder Juni die Rede.

Jabiluka enthält 90.400 Tonnen Uranoxid, das unter Tage abgebaut und exportiert werden soll, um weltweit als Brennstoff für Atomkraftwerke zu dienen. An ERA ist mit 6,5 Prozent der Essener Energiekonzern RWE durch sein aus Garzweiler bekanntes Unternehmen Rheinbraun und mit 6,2 Prozent die deutsche Urangesellschaft beteiligt, die unter anderem zur PreussenElektra und der Essener Steag AG gehört. 40 Prozent des in Ranger bis 1996 geförderten Urans gingen nach Deutschland, sagt David Sweeney von der Umweltorganisation Australian Conservation Foundation. „Die Wahrscheinlichkeit, daß aus Australien exportiertes Uran der Grundstoff des Atommülls ist, der in die Salzstöcke bei Gorleben eingelagert werden soll, ist sehr groß“, so Sweeney.

Australiens Regierung genehmigte im Oktober den Uranabbau in Jabiluka, nachdem sie die seit Mitte der 80er Jahre geltenden Restriktionen gelockert hatte. Australiens Senat und das EU-Parlament haben sich in Resolutionen gegen das Bergwerk ausgesprochen.

1982 vergaben die Mirrar-Aborigines, denen das Land gehört, unter massivem Druck und Vorspiegelung falscher Tatsachen die Lizenz zum Uranabbau, wegen massiver Proteste wurde das Bergwerk damals jedoch nicht gebaut. Jetzt beharren die Mirrar auf ihrem Recht, über die geänderten Pläne der Minenbetreiber neu zu entscheiden. „Die traditionellen Eigentümer des Landes sagen nein zu Jabiluka“, sagt die Sprecherin der Mirrar, Jacqui Katouna.

Jabiluka und Ranger liegen im Kadadu-Nationalpark, 200 Kilometer östlich von Darwin, gehören jedoch offiziell nicht zum drittgrößten Nationalpark der Welt: Die Lizenz für die Minen wurde vergeben, bevor die Grenzen des 20.000 Quadratkilomter großen Parks festgelegt wurden. Seit 50.000 Jahren leben hier Menschen, wie Felsmalereien zeigen. Für die Aborigines ist dieses Land Mutter allen Lebens.

Die Gegner des Uranabbaus befürchten eine radioaktive Verseuchung der Region. Die genehmigte Umweltverträglichkeitsprüfung sei oberflächlich. Außerdem verweisen sie auf die Erfahrungen mit dem Ranger-Tagebau, dessen radioaktiver Abraum in den letzten Jahren während der Regenzeit in Flüsse und Sümpfe gespült wurde. Die Australian Conservation Foundation hat 96 Umweltverstöße von Ranger aufgelistet. ERA hingegen behauptet, die Verunreinigung liege unter den Grenzwerten.

In Australien lagern knapp ein Drittel der Welturanreserven. Bis zum Jahr 2002 will die Regierung die Uranproduktion verdoppeln. Dafür wurden 26 neue Projekte in Angriff genommen. Als größtes hat Jabiluka eine Schlüsselrolle. Sven Hansen