Schröder hält die FDP in Trab

Gerhard Schröder hat mehr mit Helmut Kohl gemeinsam, als es auf den ersten Blick aussieht. Der SPD-Kanzlerkandidat ist gerade dabei, das eindrucksvoll unter Beweis zu stellen. Er sagt – wie Kohl – ganz gern, wo es langgeht, und er hat einen ebenso ausgeprägten Machtinstinkt. Gestern demonstrierte er es an den Grünen, heute an der FDP. Die Liberalen, sagte Schröder in Jerusalem, müßten sich „aus der babylonischen Gefangenschaft mit der Union nachvollziehbar befreien“. Er forderte sie auf, über neue Koalitionsmöglichkeiten nachzudenken.

Die SPD mit der FDP? An soviel Flexibilität glaubt nicht einmal Gerhard Schröder. Aber warum soll er die aufgescheuchte FDP, die plötzlich merkt, daß sie an eine schwache Union gekettet ist, nicht in Trab halten? Obwohl eine sozialliberale Koalition in Bonn so fern wie nur irgendwas ist, reichen die gönnerhaften Worte des SPD-Kanzlerkandidaten, um die FDP zu entschiedenen Dementis zu bewegen. „Keine Koalition mit der SPD“, sagte Parteichef Gerhardt gestern zum wiederholten Male.

SPD-Parteichef Oskar Lafontaine sieht das Spiel ganz nüchtern. Er lehnte eine Koalition mit der FDP rundweg ab. Diese sei – und mehr ist dazu im Moment wirklich nicht zu sagen – „unsinnig“. Jens König