Clinton bekennt die Schuld der USA in Afrika

■ US-Präsident geißelt Nichtstun beim Völkermord in Ruanda und die „Sünde der Ignoranz“ gegenüber Afrika

Berlin/Kigali (taz/AP) – Mit einem Bekenntnis internationaler Versäumnisse während und nach dem Völkermord in Ruanda hat US-Präsident Bill Clinton gestern die schwierigste Etappe seiner Afrikareise bewältigt. In Ruanda sagte Clinton, er sei gekommen, den Opfern des Genozids den „Respekt meiner Nation“ zu bezeugen. Das Abchlachten von über einer Million Menschen in Ruanda 1994 sei „fünfmal schneller als die Gaskammern der Nazis“ geschehen, sagte Clinton und schlußfolgerte: „Die internationale Gemeinschaft muß zusammen mit afrikanischen Nationen auch ihren Teil der Verantwortung für diese Tragödie tragen. Wir handelten nicht schnell genug, nachdem das Töten begann. Wir hätten nicht zulassen sollen, daß die Flüchtlingslager zu Schutzzonen für die Mörder wurden.“

Zum ersten Mal hat damit ein derart hochrangiger ausländischer Politiker in Ruanda die weltweite Untätigkeit angesichts des Völkermords angeprangert. Bereits am Vortag hatte Clinton in Uganda „Sünden“ der USA in Afrika anerkannt – vom Sklavenhandel über den Ost-West- Konflikt bis zur „Sünde der Vernachlässigung und Ignoranz“. Seine Reise gerät damit zu einer Art Vergangenheitsbewältigung des amerikanisch-afrikanischen Verhältnisses. D. J. Berichte Seiten 5 und 11