Der Stolz der blau-roten Badenden

■ „Die Schlumper“beziehen heute ein neues Atelier mit Galerie im Schlachthof

Karl-Ullrich Iden schiebt zwei Gemälde zur Seite und deutet auf ein blau-rotes, großformatiges Bild, durch dessen Mitte ein Frauenkörper schwimmt: „Das ist Die Badende, schön oder?“Karl-Ullrich Iden, den die anderen hinter Staffeleien arbeitenden Männer und Frauen „Kuddel“rufen, ist von Beruf Künstler. Wenn man dem großen Mann mit dem Vollbart zuschaut, wie er Leinwände mit filigranen Figuren füllt, fällt nicht auf, daß er eine geistige Behinderung hat. Nur die schleppende Sprache läßt erahnen, daß Kuddel krank ist. Auch die anderen Künstler, mit denen sich Kuddel ein Atelier in der Thedestraße teilt und die sich selbst die „Schlumper“nennen, haben geistige Behinderungen. Was sie nicht davon abhält, ihrer künstlerischen Begabung nachzugehen.

Johannes Seebass, freischaffender Künstler, schwingt seit 15 Jahen mit den Schlumpern zusammen den Pinsel: „Wir machen keine Kunsttherapie oder so was. Ich arbeite nicht in erster Linie als Betreuer, sondern als Kollege.“Die Künstler, die ihre Gruppe nach dem Stadthaus Schlump, ihrem früheren Atelier benannt haben, arbeiteten in Behindertenwerkstätten, bevor ihre Begabung entdeckt wurde. „Wie hoch die Qualität der Arbeiten ist, die hier entstehen“, so Seebass, „zeigt ja schon die Tatsache, daß wir oft Aufträge für Plattencover, Plakate und Raumgestaltungen bekommen.“Preise von mehreren tausend Mark für einige Bilder beweisen, daß die Arbeiten, die von filigranen Kohlezeichnungen bis zu großflächigen Portraits mit breitem Pinselstrich reichen, sich auch am Kunstmarkt behaupten. Mit diesem Geld bezahlt der Verein „Freunde der Schlumper“Arbeitsmateralien und die Löhne der beim Verein angestellten MalerInnen.

Bisher fuhren die Künstler jeden Morgen zu ihrem Atelier in der Grundschule in der Thedestraße. Das Gros der Schlumper wird jetzt samt Staffeleien in eine rund 400 Quadratmeter große Halle des Schlachthofs am Neuen Kamp umziehen. Rolf Laute, künstlerischer Leiter der Schlumper, ist glücklich über die neuen Räume: „Es ist toll, endlich einmal genug Platz für Ateliers und eine Galerie zu haben. Nur so können wir die Arbeiten angemessen präsentieren“, erklärt Herr Laute, während er stolz über den grauen Steinfußboden flaniert.

Und ganz bestimmt freut sich auch Kuddels Badende, die zukünftig in dem weiß lackierten, zweistöckigem Raum zu sehen sein wird. York Pijahn

Eröffnung der neuen Räume: heute, 15 Uhr, Neuer Kamp 30