Zoff über Stadtwerke-Zukunft

■ Betriebsrat kündigt Zusammenarbeit mit Vorstands-Chef / Vollständiger Rückzug aus Arbeitsgruppe für Betriebsumbau

Pünktlich zum 45. Geburtstag von Stadtwerke-Chef Gerhard Jochum haben die Betriebsräte die Zusammenarbeit aufgekündigt. Nach Angaben des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Richard Harbort hat man sich nun vollständig aus der Arbeitsgruppe „Kultureller Wandel“zurückgezogen. Dort sollte der Umbau des Unternehmens vom staatlichen Energieversorger zum privaten Dienstleister gestaltet werden. Jetzt sind die Betriebsräte zu der Auffassung gelangt, daß der Vorstand die Arbeitsgruppe benutzt, um eigene Vorstellungen auf Kosten der Angestellten durchzudrücken.

Angeheizt wird die Debatte von Ankündigungen Jochums, daß es zu weiteren 500 bis 700 Entlassungen kommen werde, wenn sich die Stadtwerke auf dem liberalisierten Strommarkt halten wollen. „Ein Konzept darüber oder ein Gesprächsangebot haben wir bis heute nicht bekommen“, beklagt sich Betriebsratschef Harbort. „Der ganze Wandel des Unternehmens soll offensichtlich ohne den Betriebsrat durchgeboxt werden.“

Dieser fordert in der Arbeitsgruppe „Kultureller Wandel“mehr Beteiligung der MitarbeiterInnen. „Es muß mehr Teamarbeit geben und offene Problemlösungen. Es darf nicht weiter hinter geschlossenen Türen verhandelt werden“, sagt Harbort. Nur so könne man intern einen Wandel vollziehen, der sich dann auch auf den Kunden übertragen lasse. „Wir müssen einen neuen Weg beschreiten, hin zu einer marktorientierten Position mit dem Kunden als König.“All das werde vom Vorstand untergraben. „Zusätzlich benutzt man dazu auch noch die externe Beraterfirma Neuwaldegg“, so Harbort.

Die Antwort aus der Vorstandsetage zu den Vorwürfen ist recht eindeutig. „Der Betriebsrat hat sich die Arbeitsgruppe offensichtlich als Wohlfühl-Projekt vorgestellt. Wir beschreiten aber zur Zeit einen sehr harten Weg gegen die Konkurrenz. Darum geht es in dem Projekt –Kultureller Wandel– auch um knallharte Zukunftsvisionen“, sagt Sprecher Andreas Brunner. Deshalb müsse auch über Effizienzsteigerung und Personalentwicklung gesprochen werden.

Zu den angeblich anstehenden Kündigungen von 500 bis 700 Angestellten sagt Brunner, daß darüber im Vorstand bis Ende April eine Entscheidung falle. „Vorher wird es aber noch Gespräche mit dem Betriebsrat geben.“Viel wichtiger sei im Moment die Verlängerung des Vertrags mit den Stahlwerken. Die Abgabefrist für ein neues Angebot läuft kommende Woche aus. Jeti