Das Portrait
: Bäderkönig, Amigo, Steuerflüchtling

■ Eduard Zwick

Die Quelle ist versiegt, der Bäderkönig tot. Und schon klingen die Dementis in unseren Ohren: Aus dem bayerischen Finanzministerium wird zu vernehmen sein, daß, sollte eventuell ein gewisser „Dr. Zwick“ verstorben sein, man damit zu keiner Zeit befaßt gewesen sei. Währenddessen werden die letzten Amigos in den Katakomben des Archivs Aktenvermerke von, mit und über Eduard Zwick verspeisen.

Sie sollten schnell kauen. Denn Zwick, im Alter von 76 Jahren und mit gut 70 Millionen Mark Steuerschuld auf dem Buckel in einer Berner Klinik verstorben, hegte Zeit seines Lebens Rachegelüste für seine Verfolger aus den Finanzbehörden und für die falschen Freunde aus der CSU. Deren hervorragendste Protagonisten hatte er jahrelang gut versorgt mit Spenden, Flügen, Urlauben und Darlehen. Dann kam der Tod von Franz Josef Strauß, und dem daraus resultierenden Anwachsen der Steuergerechtigkeit in Bayern ist auch Zwick zum Opfer gefallen – er mußte Deutschland verlassen. Aus dem Steuerexil Schweiz unkte er gen München: mit Enthüllungen über FJS und der finsteren Ankündigung, dereinst seine Archive zu öffnen.

Verfolgt sah sich Zwick sein Leben lang: nach dem Krieg, den der Metzgersohn aus dem rumänischen Banat unbeschadet überstanden hat, wird er von russischen Soldaten als westlicher Spion unschuldig verhaftet, eingesperrt, geprügelt. 1948 ärgert er mit dem Thema seiner Doktorarbeit die DDR-Oberen: die Folgen von Abtreibungen nach Vergewaltigungen deutscher Frauen durch Rotarmisten. Trotzdem arbeitet er an der Ost-Berliner Poliklinik. Als er beim Aufstand am 17. Juni 1953 mit dem Krankenwagen zwischen die Panzer fährt und den Verletzten hilft, wird ihm „Versorgung von Regimegegnern“ vorgeworfen.

Zwick flieht in den Westen, in Würzburg lernt er seine Frau Angelika kennen. Nach dreijähriger Tätigkeit als Tropenarzt läßt sich Zwick 1958 im niederbayerischen Füssing nieder. Der Kurort im Inntal wird zur Goldgrube für den Arzt, später zum Quell seiner Steuersorgen. Von Bilanzen, meinte der Mediziner, verstehe er einfach nichts: „Bei dem ganzen Salat geht es mir wie etwa einem Steuerfahnder, der ein EKG deuten soll.“ Bayern beharrt trotzdem auf seinen Steuerforderungen. Ungeklärt ist nur, wer Zwicks Erbe antreten wird. Stefan Kuzmany