Chefwechsel beim profitabelsten Chiphersteller

■ Intel-Chef Andrew Grove hat nach all den Jahren einen Trend verpennt – schon ist er in Rente

Berlin/Santa Barbara (taz/AP) Der Chefmanager des Chipherstellers Intel, Andrew Grove, ist am Donnerstag überraschend zurückgetreten. Sein Nachfolger wird Craig Barrett, bislang Vizechef von Intel. Der 61jährige Grove wird dem Unternehmen verbunden bleiben, sich aber nur noch um übergeordnete strategische Fragen kümmern, hieß es gestern blumig aus der Konzernzentrale in Kalifornien.

Die Übergabe an den 58jährigen Barrett soll am 20. Mai nach der Jahreshauptversammlung erfolgen. Barrett gilt als treibende Kraft hinter Intels Erfolg im Geschäft mit Mikroprozessoren, bei denen das Unternehmen einen Weltmarktanteil von 90 Prozent hat. Spekulationen, daß Barrett Grove irgendwann ablösen werde, gab es seit seiner Ernennung zur Nummer zwei in der Firmenhierarchie im vergangenen Jahr.

Grove war jedoch schon bei der Gründung des Unternehmens 1968 dabei. Er verkörperte die enge Allianz mit dem Software- Konzern Microsoft. Intel entwickelte stets neue Rechnerchips, vom 286er bis zum Pentium II. Die Konkurrenz hinkte stets hinterher. Kaum hatte Grove einen leistungsfähigeren Chip auf dem Markt, war auf wundersame Weise auch ein neues Programm von Microsoft da, daß die schnellere Taktfrequenz und damit den höheren Datenumsatz der Silikonscheibe von Intel dringend benötigte. Schneller als der Umsatz der beiden Konzerne stieg nur noch ihr Profit.

Doch Anfang März mußte Intel eine Gewinnwarnung für die Börse bekanntgeben: Der Umsatz im ersten Quartal dieses Jahres entsprach nicht den Erwartungen – er werde sogar hinter dem des Vorquartals zurückbleiben, hieß es. Satte 2,5 Millionen Zentralprozessoren weniger wurden ausgeliefert. Der Kurs an der Börse sackte um über zehn Prozent nach unten.

Die Schuld für die überraschende Krise wurde dem Chef angelastet. Grove habe die Entwicklung zu Billigcomputern verschlafen, hieß es. Die Konsumenten kaufen keinen superschnellen Multimedia-Rechner mehr für ihre Steuererklärung und ein bißchen Internet-Surfen, nur weil Intel einen neuen Chiß fertig hat. Bei den in letzter Zeit in den USA stark gefragten PC mit Kaufpreisen unter 900 Dollar sank der Marktanteil von Intel-Prozessoren von 80 auf rund 65 Prozent. Intel versuchte mit ständigen Preisnachlässen bei seinem Flaggschiff Pentium gegenzuhalten. Doch ein Billigchip aus dem eigenen Haus wird frühestens im April auf dem Markt sein. Zu spät für Grove. rem