Rettendes Eiland Running Gag

■ Die „Schöne Abend Show“klamaukt bald auf größerer Bühne

Es geht ja nichts über die Steinigung eines deutschen Geschäftsmannes, der einer Iranerin ins Dekolleté gefingert hat. Das Tuch über dem Mann ist nach dem Steinbewurf zwar arg eingedreckt, aber dafür gibt's die Kochwäsche.

In solch geschmacklos-schöne Höhen des Kabaretts schwang sich die Schöne Abend Show unter der Leitung von Thorsten Sievert bei ihrem letzten Auftritt im foolsgarden nur selten. Schenkelklopfend, augenrollend, Faxen und den Zampano machend klamaukte das siebenköpfige Ensemble – fünf Darsteller, eine Musikerin und ein DJ –vor begeistert johlendem Stammpublikum. Den freudigen Zurufen zufolge machte es gar nichts, daß die Gags ausgewalzt und variiert wurden, bis auch die letzte Pointe der Nummernrevue im Witzegulli versiegt war. Man hoffte auf das rettende Eiland des Running Gags.

Aber es gab auch schnelle, überraschende Nummern, die vor allem schauspielerisch den Rest des holprigen Programms überstrahlten. Kerim Pamuk hat alle Lacher auf seiner Seite, wenn er im grünen Bademantel einem imaginären türkischen Kumpel berichtet, wie er im Bismarck-Bad am Beckenrand entlangstolziert, um der Nichtschwimmer-Frauengruppe klarzumachen, wer der König der Badehosen ist. Pamuks Strangulierung der deutschen Sprache war der Höhepunkt des Abends.

Das seit November 1996 existierende Ensemble schreibt seine Sketche selbst. Geprobt wird jeweils kurz vor den Auftritten, so daß diese ohne Improvisation nicht auskommen. Außerdem werden zu den monatlichen Auftritten mit stets neuem Programm Gastkünstler geladen, so daß von 120 Minuten Klamauk etwa ein Drittel von außen zu verantworten ist.

Bis jetzt war die Schöne Abend Show im foolsgarden zu sehen, ab April spielt sie, um dem wachsenden Publikum Herr zu werden, jeden ersten Mittwoch im Monat um 20 Uhr im Schlachthof und jeden ersten Donnerstag im LOLA Kulturzentrum in Bergedorf.

York Pijahn