Rundes Machtwort

■ Drogenpolitik: Bürgermeister watscht freie Träger ab und unterstützt Bossong

In dem eskalierten Streit um die Drogenpolitik und die Standorte für Fixerräume hat der Erste Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) nun ein Machtwort gesprochen. „Ich bin dafür, die neuen Gesundheitsräume dezentral einzurichten“, erteilte Runde der Forderung, zusätzliche szenenahe Druckräume zu schaffen, eine Absage.

„Die Drogenabhängigen wachsen ja nicht auf den Bäumen“, sagte er anläßlich einer Veranstaltung des Bürgervereins in St. Georg am Donnerstag abend. „Deshalb kann man nicht einfach sagen: In unserem Stadtteil wollen wir keine Gesundheitsräume. Denn die Junkies kommen aus ganz Hamburg.“Die derzeit stark belasteten Viertel St. Georg und Schanze dürften nicht überstrapaziert werden. Das Konzept der Dezentralisierung habe sich auch bei der Unterbringung von Flüchtlingen bewährt.

Damit stellte sich Runde, der bis 1994 Sozialsenator war, voll hinter den Drogenbeauftragten Horst Bossong. Der war unter politischen Druck geraten, weil der Druckraum Fixstern wegen Überlastung und aus Protest gegen die Drogenpolitik der Behörde am Montag vorläufig dichtmachte. Gleichzeitig kündigte der Träger des Drob Inn am Hauptbahnhof den Vertrag zur Qualitätssicherung mit der Behörde.

Gestritten wird um Geld und die Kontrolle der Leistung. Hamburg stelle 60 Millionen Mark per anno für die Drogenhilfe zur Verfügung, so Runde. „Wenn die Gesellschaft so viel Geld ausgibt, kann sie auch einen Nachweis der Leistung erwarten.“Der Zoff ums Geld überrasche ihn nicht. „Da entstehen immer auch Konflikte, das ist ein ganz normaler Vorgang.“Gleichzeitig schloß der Bürgermeister nicht aus, daß es zusätzliche szenenahe Fixerräume geben wird.

„Drogenabhängige sind Opfer, aber sie sind auch Täter“, sagte Runde an die Adresse der freien Träger. Davor „darf man nicht die Augen verschließen“. Junkies so darzustellen sei „nicht fair“, schäumte Drogenhelfer Rainer Schmidt, „so kann man mit diesen Menschen nicht umgehen.“Runde zog die Augenbrauen hoch. „Ach wissen Sie, Herr Schmidt, wenn ein Junkie einen Laden mit einer Spritze überfällt, ist er ein Täter.“Die Reduzierung auf die Opferrolle sei eine „sozialromantische Vorstellung, und davon halte ich einen Dreck.“ Silke Mertins